In einer einzigen Nacht verändert sich das ganze Leben: Erzählt wird die unglaubliche Geschichte des Joseph Weismann, in der zwischen Glück und Tragik, zwischen Leben und Tod stets nur ein Wimpernschlag liegt.
Paris 1942: Joseph (Hugo Leverdez) ist elf Jahre alt, ein aufgeweckter, blonder Bengel, der sich auf die Sommerferien freut – auch wenn an diesem Junimorgen vieles anders ist. Verwundert registriert der kleine Jo, dass er von einem Tag auf den anderen keinen Zutritt mehr zu Kinos, Jahrmärkten und öffentlichen Parks hat.
Dennoch genießen er, seine Familie und Freunde die bescheidene Idylle auf der Butte Montmartre. Im Schatten des Sacré Coeur sind sie zu Hause, führen ein ganz alltägliches Leben und wähnen sich trotz deutscher Besatzung in Sicherheit – bis zum Morgen des 16. Juli 1942, als ihr fragiles Glück zerbricht ...
Mit großer Anteilnahme und in bewegenden Bildern schildert Rose Bosch in »Die Kinder von Paris« das authentische Schicksal von Joseph Weismann. An der Spitze eines wunderbaren Ensembles agiert Weltstar Jean Reno (»22 Bullets«, »Im Rausch der Tiefe«) in einer ungewöhnlich sanften Rolle, während »Inglourious Basterds«-Entdeckung Mélanie Laurent als couragierte Rotkreuzschwester erneut fasziniert.
Allein in Frankreich lockte der Film drei Millionen Zuschauer in die Kinos und stieß einen gesellschaftlichen Diskurs an, der Rose Bosch in ihrer Überzeugung bestätigte, dass diese Geschichte endlich erzählt werden musste.
Als einer der Favoriten geht »Die Kinder von Paris« ins Rennen um die 36. Césars 2011.
(Constantin Film)
Paris im Jahr 1942: Die jüdische Bevölkerung leidet unter den Anfeindungen der antisemitischen Regierung. Doch noch fühlen sich die Familien sicher. Bis eines Nachts unzählige Familien aus ihren Häusern gejagt und in ein improvisiertes Lager gepfercht werden. Darunter auch tausende Kinder, die nicht begreifen, was mit ihnen und ihren Familien geschieht – und nach und nach beginnt der Abtransport in die Vernichtungslager. Der Film »Die Kinder von Paris« fokussiert einzelne Schicksale und verdeutlicht anhand dieser die ungeheuerliche Wahrheit der Geschichte.
In ihrem bewegenden Drama wählt Regisseurin Rose Bosch bewusst die Perspektive der Kinder, was die Gräueltaten noch unfassbarer erscheinen lässt. Ein besonderer Verdienst des Films ist die Aufarbeitung eines bisher noch wenig bekannten Kapitels der französischen Geschichte. Gerade auch junge Zuschauer können sich gut mit den Hauptfiguren identifizieren und so einen tieferen Einblick gewinnen in persönliche Schicksale, gesellschaftliche und politische Hintergründe. Eine einfühlsame Inszenierung mit Mut zum Pathos, die, zusammen mit großartigen Schauspielern und einer detailgetreuen Ausstattung bleibende Eindrücke schafft. »Die Kinder von Paris« ist ein Film gegen das Vergessen!
Prädikat: »Besonders wertvoll«. FBW-Jurybegründung:
Erst sehr spät wurde im französischen Dokumentar- und Spielfilm so manches Tabu in der Darstellung der deutschen Okkupation gebrochen, vor allem die Aufdeckung der französischen Kollaboration am Holocaust. Bekanntlich gestand erst 1995 Präsident Chirac Frankreichs Verantwortung für Verbrechen ein, die es im Rahmen der »Endlösung« begangen hat. Inzwischen ist dieser weiße Raum etwa durch Arbeiten von Marcel Ophüls, Joseph Losey oder Louis Malle so nicht mehr existent.
Der Mythos Frankreichs als Hort des »kollektiven Widerstands« gegen die Deutschen bröckelte. Doch auch angesichts dieser Entwicklungen ist der jüngste Film von Rose Bosch über die Razzia des 16. Juli 1942 und die folgenden Ereignisse im Vélodrom d´Hiver in Frankreich nach wie vor ein nationales filmisches Ereignis von Rang. Sein aufklärerischer Duktus fand zu Recht große Beachtung und sollte sie auch hierzulande finden!
Eine gelungene Einstimmung: In Schwarz-weiß-Dokumentaraufnahmen von Hitlers Parisbesuch, unterlegt mit einem Chanson der Piaf. Dann in Farbe ein Karussell am Fuße von Sacre Coeur, eine Aufschrift »Für Juden verboten«. Ein fotografierender Wehrmachtssoldat. Es folgt ein emotional beeindruckender und erschütternder dramatischer Bilderbogen einer kollektiven Tragödie, das Fresko von Leid und Schuld, von Solidarität und dem Nichtsehenwollen. Im besonderen Fokus das Schicksal der jüdischen Kinder.
Einzelne Charaktere heben sich aus dem kollektiven Erleiden heraus: der jüdische Arzt, eine Rot-Kreuz-Schwester, die Famile Zygler. Im eindrucksvollen Maße werden nachhaltige Kapitel der Razzia und der Deportation rekonstruiert, wie die Aktion der Feuerwehrleute, die Separierung der Männer, Frauen und Kinder. Die Komplizenschaft des Marschalls Pétain und seines Vichy-Regimes in kurzen makabren Intervallen.
»Die Kinder von Paris« – ein Film, der ein Strom der kollektiven Erinnerung sein will, ein Menetekel. Dabei vertraut er auf klassische oder tradiierte Erzählmuster, die Gefühle beschwören und Emotionen wachsen lassen. Der Film soll rühren und anrühren – dies als klares stilistisches Credo ist die eindeutige Verabredung mit dem Zuschauer (in der Filmwelt von heute leicht vorschnell als anachronistisch abgetan).
Die Jury der FBW war von der Stimmigkeit dieser »Verabredung« überzeugt und bewertete diese notwendige Botschaft als intensiv und gelungen.
(FBW – Deutsche Film- und Medienbewertung, Wiesbaden)
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