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»Ihr Menschenbrüder, lasst mich euch erzählen, wie es gewesen ist.« (Jonathan Littell)
»Die Wohlgesinnten« ist der fiktive Lebensbericht eines hohen SS-Offiziers, ein Epos, das ein detailliertes Bild des Zweiten Weltkriegs und der Verfolgung und Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten zeichnet.
»Die Wohlgesinnten« wurden von der Kritik als ein neues Krieg und Frieden gefeiert: die fiktiven Lebenserinnerungen des SS-Obersturmführers Maximilian Aue, Jahrgang 1913, Sohn eines deutschen Vaters und einer französischen Mutter, promovierter Jurist, frühes NSDAP-Mitglied, in die SS eingetreten, um sich der Strafverfolgung nach §175 zu entziehen, aber lebenslang seiner Zwillingsschwester inzestuös verbunden.
Es sind die verstörenden Erinnerungen an die Schauplätze des Zweiten Weltkriegs und an das Grauen der Verfolgung und Vernichtung der Juden von Juni 1941 bis April 1945, an die Einsatzkommandos und Massenhinrichtungen in der Ukraine und im Kaukasus, an Babi Jar, den Kessel von Stalingrad, Auschwitz und Krakau, an Mittelbau Dora, das besetzte Paris oder das kriegszerstörte Berlin.
Es sind die beklemmenden Erinnerungen an all die Begegnungen mit den Nazigrößen, an Himmler, in dessen persönlichen Stab Aue 1943 aufgenommen wird, an Abendessen mit Eichmann, an Heydrich, Höß oder Speer.
»Die Wohlgesinnten« von Jonathan Littell ist ein erschreckend detailgenauer Roman über die nazistischen Verbrechen, konsequent erzählt aus der Perspektive eines Täters, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in die sichere Existenz eines Fabrikdirektors in Frankreich gerettet hat.
(Berlin Verlag)
Pressestimmen zu dem Buch »Die Wohlgesinnten« von Jonathan Littell:
Zum Erscheinen der deutschen Ausgabe von Littells Roman »Die Wohlgesinnten« startete die Frankfurter Allgemeine Zeitung neben einem Vorabdruck erstmals ein Internet-Diskussionsforum – den Reading Room –, denn: »Dieses Werk stiftet Streit. Ihn wollen wir führen. Eben deshalb, weil uns das letzte Wort nicht einfällt«, so FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher.
Dieses Buch ist monströs, ist ungeheuerlich, weil es etwas wagt, was bislang tabu war. (Süddeutsche Zeitung)
Das Buch von Jonathan Littell stellt eine ungeheure Provokation dar, welche ihre Wirkung auch in Deutschland nicht verfehlen wird. (Die Welt)
»Die Wohlgesinnten« ist ein Roman, und das ist ein Autor, vor denen man sich verneigen muss. »Nach der Lektüre von fünfzig Seiten«, erinnert sich Littells Pariser Lektor Richard Millet, »schwante mir, dass wir da etwas im wahrsten Sinne des Wortes Außerordentliches in der Hand hielten.« (Neue Zürcher Zeitung)
Ein atemberaubender Erzählfluss Autoren, insbesondere eines im Stile der großen russischen Tolstoi und Wassili Grossman. »Es ist eines der eindrucksvollsten Bücher, die je über den Nazismus geschrieben wurden. (Le Monde)
Ich war wie erschlagen von diesem unglaublichen Buch. Es ist das Ereignis unserer Jahrhunderthälfte. Ich sehe nicht, welches andere Buch in den nächsten Jahrzehnten an seine Wirkung heranreichen könnte.« (Jorge Semprun)
Jonathan Littell ist es mit »Die Wohlgesinnten« gelungen, dass einem die Vergangenheit die Zähne ins Fleisch schlägt. Littell hat die Subtilität der Theorien von Blanchot und die Faszination durch das Böse, wie sie bei Sade und Jean Genet nachvollziehbar sind, verinnerlicht und umgesetzt. Ein Buch von einer unerhörten Präzision. Ein Meisterwerk. (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung)
Seit Goldhagens Hitlers willige Vollstrecker hat kein Buch, das sich mit dem Holocaust beschäftigt, für so viel Aufsehen gesorgt wie Jonathan Littells Die Wohlgesinnten. Hymnischer Beifall begleiten das Erscheinen des Werks in Deutschland ebenso wie vernichtende Fundamentalkritik.
Weswegen sich die Gemüter so erhitzen? Littell verfasst diesen Roman über den deutschen Vernichtungsfeldzug in Osteuropa aus der Sicht eines Täters. Es ist der zynische Jurist Dr. Max Aue, der als Mitglied des Sicherheitsdienstes und SS-Offizier unmittelbar an den schlimmsten Verbrechen des Nationalsozialismus beteiligt ist. Zudem verwebt Littell in seinem ersten Roman aufs Engste Fakten und Fiktion. Die einen erheben ihn dafür zum künftigen Träger der kollektiven Erinnerung an den Holocaust, die anderen werfen ihm eine irrwitzige Geschichtsfälschung, ja eine Glorifizierung des Nationalsozialismus vor.
»Ihr Menschenbrüder, lasst mich euch erzählen, wie es gewesen ist.« So beginnt der Prolog (»Toccata«) des Autors, der zugleich den Anspruch des Werkes definiert – bereits mit diesem ersten Satz hat sich Littell den Vorwurf der Hybris strenger Kritiker eingehandelt hat. »Es«, so rechnet der Erzähler vor, das sind 18.722 Tote, die von Juni 1941 bis Mai 1945 Tag für Tag starben – jede 4,6 Sekunden ein Toter: »eine gute Meditationsübung«. Als »Erinnerungsfabrik« bezeichnet sich der Erzähler selbst, und man ist geneigt, ihm Recht geben, angesichts der fast 1.400 folgenden Seiten. Er beteuert, dass die Aufzeichnungen »frei von jeglicher Reue sein werden ...Ich habe meine Arbeit getan, mehr nicht« – ein zweiter Schlag in die Magengrube einiger Kritiker, versprach doch der Autor im Prolog gerade die Aufdeckung der Motive der Henker.
Littell breitet das beeindruckende, vor allem aber verstörende, streckenweise pornografische Panorama eines Krieges aus, der in knapp sechs Jahres Osteuropa fast vollständig zerstörte. Erzählt von einem klassisch gebildeten Offizier, der trotz aller humanistischen Wurzeln zum Mörder wurde. Einfache Unterscheidungen zwischen Gut und Böse gibt es nicht. So lesen wir neben den NS-Verbrechen auch von den Massenerschießungen durch das sowjetische Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten (NKWD), von Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung durch Ukrainer, von psychotischen Wehrmachtsoffizieren. Akribisch flicht Littell die organisatorischen Strukturen von Wehrmacht, Reichssicherheitshauptamt, KZ-Lagerverwaltungen, Befehlsketten der SS und vieles mehr in sein Epos ein. Allein diese umfassende Darstellung in einem literarischen Werk ist einzigartig.
« ...ihr seid nicht besser«, deklamiert schließlich der frühere SS-Offizier und spätere Spitzen-Fabrikant. Dieses Fazit, das der Autor seinem Erzähler in den Mund legt, bleibt unbefriedigend. Zwar kann der Leser das Ergebnis einer außerordentlichen Fleißarbeit über Verlauf und organisatorischen Unterbau des Ostfeldzuges im Detail nachlesen. Warum sich aber der Bildungsbürger Dr. Max Aue so leicht zu einem effizienten Rad im Getriebe der Vernichtungsmaschinerie wandeln konnte, bleibt letztlich unklar. Ob das Buch also, wie Jorge Semprún voraussagt, in 50 Jahren maßgeblich die Erinnerung an Nationalsozialismus und Holocaust prägen wird, muss sich erst noch erweisen.
(Literaturtest, Amazon)
Jonathan Littell, 1967 in New York geboren, ist in Frankreich aufgewachsen, wo er 1985 das Abitur machte. Anschließend studierte er an der Yale Universiy (USA). Zwischen 1993 und 2001 arbeitete er für die humanitäre Organisation »Aktion gegen den Hunger« (ACF) in Bosnien und Afghanistan, im Kongo und in Tschetschenien. Für seinen Roman erhielt er 2006 den Grand Prix du Roman der Académie Française und den Prix Goncourt. (Berlin Verlag)
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