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Bereits vor Erscheinen sorgte dieses große Erinnerungsbuch des Literatur-Nobelpreisträgers für Aufsehen: In komischen und traurigen, manchmal ergreifenden Geschichten erzählt Günter Grass in seine Buch »Beim Häuten der Zwiebel« von seiner Kindheit und Jugend vor und während des Zweiten Weltkriegs und seinen Anfängen als Künstler. (buchreport.de)
»Beim Häuten der Zwiebel« – Günter Grass erzählt von sich selbst. Vom Ende seiner Kindheit beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Vom Knaben in Uniform, der so gern zur U-Boot-Flotte möchte und sich hungernd in einem Kriegsgefangenenlager wiederfindet. Von dem jungen Mann, der sich den Künsten verschreibt, den Frauen hingibt und in Paris an der »Blechtrommel« arbeitet. Günter Grass erzählt von der spannendsten Zeit eines Menschen: den Jahren, in denen eine Persönlichkeit entsteht, geformt wird, ihre einzigartige Gestalt annimmt.
Zwischen den vielen Schichten der »Zwiebel Erinnerung« sind zahllose Erlebnisse verborgen. Günter Grass legt sie frei, schreibt über den Arbeitsdienst-Kameraden, der niemals eine Waffe in die Hand nahm, schildert genüsslich einen Lager-Kochkurs, der mangels Lebensmitteln abstrakt blieb, und berichtet, wie der Kunststudent sein Geld in einer Jazzband verdiente. Zudem zeichnet er liebevolle Porträts von seiner Familie, von Freunden, Lehrern, Weggefährten. Beim Häuten der Zwiebel ist ein mit komischen und traurigen, oft ergreifenden Geschichten prall gefülltes Erinnerungsbuch, das immer wieder Brücken in die Gegenwart schlägt. Günter Grass fasst den jungen Menschen von damals nicht mit Samthandschuhen an, enthüllt seine Schwächen, legt den Finger auf manches Versagen und noch heute schmerzende Wunden. Dass er die ein oder andere Erinnerungslücke mit Hilfe seiner reichen Phantasie ausgemalt haben könnte, gesteht er offen ein.
(Steidl Verlag)
Das im Vorfeld seiner Erinnerungen »Beim Häuten der Zwiebel« bekannt gewordene Bekenntnis des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Günter Grass, im Alter von 17 Jahren kurz bei der Waffen-SS gewesen zu sein, hat im Blätterwald der Feuilletons viel Staub aufgewirbelt. Vor allem die späte Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit machte den Kritikern offenbar zu schaffen. Jetzt, sagte Grass, sei die Zeit einfach reif dafür gewesen, dieses lang verdrängte Trauma niederzuschreiben. Wer Beim Häuten der Zwiebel aufmerksam liest, kann die Gründe hierfür – und damit Grass – besser verstehen.
Die Passage von der Zeit bei der Waffen-SS ist nur ein Bruchteil des fast 500 Seiten dicken Buchs »Beim Häuten der Zwiebel«. Es schildert die Kindheit und Jugend des Schriftstellers bis zum Erscheinungsjahr seines hoch gelobten und längst zum Klassiker avancierten Debütromans »Die Blechtrommel«. Es geht um die Liebe zu seiner Mutter, die den Wunsch, Künstler zu werden, unterstützte, seine Verwirklichung durch ihren frühen Krebstod aber nicht mehr erlebte. Es geht um Hitlers Überfall auf Polen, der den Beginn des Zweiten Weltkriegs und das Ende von Grass’ Kindheit bedeutete. Es geht um die Zeit als ideologiegläubiger Hitlerjunge, Luftwaffenhelfer und Kriegsgefangener. Und es geht nicht zuletzt um die Pariser Jahre, in denen die Blechtrommel entstand. Vor allem aber geht es auch darum, »was alles geschehen musste, um diese Sperre vor der Sprache abzubauen, bis es dann zu den Wortkaskaden der »Blechtrommel« kommt«. Dass dies auf verschiednen Zeit- und Reflexionsebenen und mit Hilfe einer überaus eigenwilligen Sprache geschieht, versteht sich bei Grass von selbst.
Günter Grass liebt poetologische Metaphern. In der Novelle »Katz und Maus« war es die Katze, die mit ihren Streifzügen den »lauernden«, jederzeit die Richtung wechselnden Geschichtsverlauf symbolisch fasste. Bei Im Krebsgang diente der seitliche, mögliche Feinde täuschende Gang des Krebses als Bild für den vorsichtig abwägenden Erzählfluss. Bei seinem Buch »Beim Häuten der Zwiebel« nun hat Grass diese Vorsicht ein Stück weit aufgegeben. Denn seine Erinnerungen sind ein ehrliches, offenes Buch, bei dem sich sogar ein Teil der Figurenwelt wie Oskar Matzerath aus der »Blechtrommel« selbstständig macht und Dichtung und Wahrheit ein ums andere Mal ineinander fließen.
Auch wenn Günter Grass, sprachverspielt wie er nun einmal ist, in seiner Biografie nicht gänzlich entblößt, sondern im permanenten Oszillieren mit der Fiktion selbst die Erinnerung wieder ein wenig als Phantasie entlarvt, bietet »Beim Häuten der Zwiebel« auf literarisch hohem Niveau vielfach Gelegenheit, sich mit dem Werden eines großen Autors auseinander zu setzen. Und beim langsamen Entblättern der Gedächtnisschichten wird einem plötzlich klar, wie viel Autobiografisches sich im literarischen Werk verbirgt.
(Thomas Köster, Amazon)
Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren. Gymnasium in Danzig; Luftwaffenhelfer und als Soldat verwundet; Bergwerksarbeit; Steinmetzlehre 1948-1952 Studium Graphik und Bildhauerei in Düsseldorf, 1953-56 in Berlin (West); 1954 Heirat mit Anna Margaretha Schwarz; Mitglied der »Gruppe 47«; schriftstellerische Tätigkeit verdrängte zunehmend bildhauerisches Schaffen; umfangreiches Werk bringt ihm Anerkennung als einer der führenden Epiker seiner Generation.
Politisches Engagement u.a. für die SPD und in der Friedensbewegung; Kritiker einer schnellen Wiedervereinigung; 1993 Austritt aus der SPD aus Anlass des Asylkompromisses; Erstunterzeichner der »Erfurter Erklärung«; 1998 Wahlkampfunterstützung für Rot-Grünen Wechsel; 1999 Poetik-Dozentur in Tübingen; 1999 Literatur-Nobelpreis; 2002 erschien eine Biographie von Michael Jürgs über Grass; mit seinem Roman »Im Krebsgang« (2003) über den Untergang des Flüchtlingsschiffs Gustloff 1945, löst Grass eine neue Debatte über die Vertreibung der Deutschen nach dem Nationalsozialismus aus.
Im August 2006, kurz vor Erscheinen seiner Autobiografie »Beim Häuten der Zwiebel« erklärt Günter Grass, als 17-Jähriger Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein. Mit seinem Bekenntnis beginnt eine Debatte um Grass’ Rolle als moralische Instanz im Nachkriegsdeutschland. 2007 Ernst-Toller-Preis. Kino-Dokumentarfilm »Der Unbequeme – Der Dichter Günter Grass»(2006).
(Salzgeber Medien)
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