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Nach seinem autobiografischen Bestseller »Nicht alle waren Mörder« schreibt Michael Degen seine dramatische Lebensgeschichte fort: Kurz nach dem Krieg schifft sich der Siebzehnjährige nach Israel ein, um seinen 1940 aus Deutschland geflohenen Bruder zu finden. (buchreport.de)
Wenige Jahre nach dem Krieg schifft sich Michael Degen, der die Nazizeit mit seiner Mutter im Berliner Untergrund überlebte, nach Israel ein. Er will seinen Bruder finden, der 1940 noch aus Deutschland fliehen konnte. Ganz auf sich selbst gestellt, betritt der Siebzehnjährige ein Land voller blühender Zitrushaine, ein Land im Aufbruch, in das von überall her Menschen strömen – und muss all seinen Mut und seine Kraft aufbringen, um sich in dieser fremden Heimat durchzuschlagen: Er weigert sich, in der Armee zu dienen, und tritt in den Hungerstreik er lernt Hebräisch, und nach kurzer Zeit schon steht er in Tel Aviv auf der Bühne und gibt Molière vor allem aber setzt er alles daran, die Überlebenden seiner Familie aufzuspüren, seinen fast hundertjährigen Großonkel etwa, dessen Lebensklugheit und sprühender Witz ihn faszinieren. Schließlich stößt er auf eine Spur, die zu seinem Bruder führt ... So dramatisch sein gelebtes Leben ist, so mitreißend und persönlich vermag Michael Degen davon zu erzählen – und zeichnet dabei nicht nur ein lebendiges, bewegendes Bild der Gründungsjahre Israels, sondern auch der Nachkriegszeit in Deutschland. (Rowohlt Verlag)
Nach einer magenumstülpend stürmischen Passage durchs Mittelmeer wehte dem 17-Jährigen auch bei der Ankunft im Heiligen Land ein ziemlich rauer Wind entgegen. Man brauchte »Machalniks« wie ihn, freiwillige Ausländer jüdischer Herkunft, die den noch jungen Staat Israel aufbauen und gegen die arabische Übermacht verteidigen sollten.
So hatte sich der junge Michael Degen das Land, in dem Milch und Honig flossen, nicht vorgestellt. Schließlich hatte er 1949 nur gehofft, seinen älteren Bruder Adolf (»was hat sich mein Vater nur dabei gedacht?«), wiederzufinden, der zehn Jahre zuvor vor den Nazis in Richtung Palästina entkommen war. Nun fand sich der aufmüpfige Jungpazifist Degen unversehens in einem rigiden Ausbildungscamp der israelischen Armee wieder.
Schon in »Nicht alle waren Mörder – Eine Kindheit in Berlin«, dem ersten Teil von Michael Degens Memoiren, erstaunte, mit welch erzählerischer Nonchalance der Schauspieler das Schicksal der eigenen Familie in Deutschlands düsterster Epoche in Worte goss. Auch im Nachfolger überwiegt die schiere Fabulierlust (welcher Erwachsene könnte wohl noch komplette Dialoge memorieren, die er als 17-Jähriger geführt hat?). Eine Erzählkonvention, die wohl dem Unterhaltungsdrang und »jüdischen Humor« des großen Mimen geschuldet ist, seiner Leserschaft keine allzuschweren Altlasten aufzubürden. Man sieht – es funktioniert!
Degen, dessen Vater im KZ Sachsenhausen ums Leben kam, während er und seine Mutter als »U-Boote« im Berliner Untergrund abtauchten, erlebt die historische Geburtsstunde des Staates Israel zunächst in einer Arrestzelle. Fast schon slapstickartig, die Schilderung seines Hungerstreiks, um der Rekrutierung in die Armee zu entgehen.
Es gab vieles zu lernen. Begriffe wie »Auffanglager« mochte man aus dem Munde eines Jungen aus Nazideutschland nicht hören; auch war sein in Europa erlerntes Hebräisch stark renovierungsbedürftig. Die Spurensuche nach dem verlorenen Bruder sollte den Jungschauspieler über einen Bühnenauftritt in Tel Aviv bis hin zu den Wurzeln der eigenen Familie führen. Auf irritierend charmante Weise werden wir zu Zeugen der Gründung des Staates Israel – aus etwas anderer Sicht. In seiner Subjektivität vielleicht sogar der genauere Blick.
(Ravi Unger, Amazon)
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