Ein Dorf wird zum Mekka für Heavy-Metal-Fans: Wo Opa die Hand zum Teufelszeichen hebt – ein preisgekrönter Report über das berühmteste Heavy-Metal-Festival der Welt. »Full Metal Village« ist eine rundum gelungene, urkomische, toll beobachtete Studie über zwei Welten, die nicht im Geringsten zusammenpassen – und gerade deshalb füreinander gemacht zu sein scheinen. Fazit: »Full Metal Village« ist die humorvolle Studie über einen skurrilen Kultur-Clash, auch geeignet für Nicht-Heavy-Metal-Anhänger. (Cinema)
Schlitzohrige Bauern treffen auf Metal-Fans: Einmal im Jahr wird das kleine Dorf Wacken zum Mekka der internationalen Metal-Gemeinde. Sung-Hyung Cho, gebürtige Koreanerin aus Hessen, hat mit dem unvoreingenommenen Blick eines Fremden das seltsame Zusammentreffen von Dorfbevölkerung und Heavy-Metal-Horden in ihrem Dokufilm »Full Metal Village« eingefangen. Dabei ist der Fokus auf die Dorfbewohner gerichtet, denen sie mit ihrer ruhigen, respektvollen Annäherung wunderbare Momente entlockt. Entwaffnend komisch und verblüffend treffend in der Zustandsbeschreibung ländlichen Lebens, gelingen ihr unterhaltsame Einblicke auf deutsche Landen. Ihre charmante Dokumentation »Full Metal Village« sorgte so schon auf zahlreichen Festivals von Berlin bis Saarbrücken für gutgelaunte Säle. Da macht nicht nur Landwirtschaft Spaß, sondern auch das Kinogucken! (Arthouse)
Ausgezeichnet mit dem Max-Ophüls-Preis: Im Januar 2007 wurde »Full Metal Village« von Sung-Hyung Cho in Saarbrücken mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet. Damit erhielt zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals ein Dokumentarfilm den Hauptpreis.
In der Jurybegründung dazu hieß es: »Das ebenso humorvolle, vielschichtige wie präzise Portrait des verschlafenen Dorfes Wacken, das einmal im Jahr zum Headquarter der Heavymetalszene wird, ist nicht nur ein sehr unterhaltsamer Dokumentarfilm, sondern ein faszinierendes Bild deutscher Identität. Sung-Hyung Cho¹s virtuose Montage verdichtet die Wirkung der hinreißenden Bilder und Situationen zu einem grossen Tableau Vivant absurder Gegensätze und Bezüge. Mit fremdem Blick stellt sie eine intime Beziehung zu Wacken und Bewohnern her und zeigt uns Leben in Deutschland, wie wir es selbst nicht hätten sehen können.«
Aus der Jurybegründung für den Hessischen Filmpreis 2006: »Gelungene Kino-Dokumentationen bilden ihren Gegenstand nicht einfach ab. Sie gestalten ihn wie ein Spielfilm, interpretieren, lassen bewusst offene Stellen, die der Zuschauer mit eigener Erfahrung füllen kann. »Full Metal Village« von Sung-Hyung Cho ist ein herausragendes Beispiel für diese Form, mit dem Zuschauer in Dialog zu treten. Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Regisseurin ihre ersten 20 Jahre in Süd-Korea verbracht hat, dem lebendigsten und innovativsten Filmland der Gegenwart. Bekanntlich sehen Fremde oft genauer hin und finden andere Dinge als die Einheimischen.«
(Zorro Film)
Doppelt fremd, als gebürtige Koreanerin und als Hessin, begibt sich die Regisseurin in ihrem Film unter die Eingeborenen der norddeutschen Gemeinde von Wacken, erzählt von ihrem Leben und der alljährlichen Begegnung mit Heavy Metal-Fans, die seit Jahren aus der ganzen Welt zum dortigen Open-Air-Konzert anreisen. So ist »Full Metal Village« im mehrfachen und mehrdeutigen Sinn ein Film über das Fremde und die Annäherung zwischen Fremden, ein liebevoller Essay über die ganz normale deutsche Provinz und natürlich das Portrait eines einmaligen Ereignisses und der Menschen, die es möglich machen.
Mit ethnologischem Blick enthüllt Sung-Hyung Cho auch die kleinen Abgründe der Provinz, die skurrilen Seiten der Normalität. In wunderbar klaren, überaus genau gestalteten, ruhigen Kinobildern, einer exzellent komponierten Montage und einem besonderen Sinn für das Verschmitzte und den Charme der Menschen von Wacken hat »Full Metal Village« hohe erzählerische Qualität und bricht zugleich mit ironischer Distanz das, was zu sehen ist, enthebt es dem rein Abbildhaften und verwandelt es in eine imaginäre poetische Wirklichkeit. »Full Metal Village« ist ein wundervoller Film!«
48.Nordische Filmtage Lübeck – Erhellender Blick aus der Fremde (Artikel aus infomedia-sh.de): Was wüsste man von Wacken, dieser paar hundert Seelen Gemeinde im Holsteinischen, wenn sich da nicht alljährlich am ersten Wochenende im August zigtausend Metal Heads träfen, um ihr Wacken Open Air zu feiern? Nicht viel mehr als Sung-Hyung Cho wusste, als sie mit der Kamera und sich auf Entdeckungsreise in die Provinz der Provinz ging. »Was ist fremd, was ist Eigenes?«, fragte sich und ihr Thema die aus Südkorea stammende Filmemacherin, und lieferte einen Dokumentarfilm (gefördert von der Kulturellen Filmförderung S.-H. und der MSH) ab, der den »Clash of Cultures« als liebevolle Begegnung zwischen traditionell Dörflichem und international Gitarre Krachendem zeigt. Als einen diametralen Gegensatz, der sich auf wunderbare Weise vermittelt.
Wo der von der MSH ausgelobte Filmpreis Schleswig-Holstein sich in seiner Preisgala als rot-weiß-blau tümelnde Farce à la Hollywood präsentierte, zeigte die Jury Weisheit, dass sie diesen Annäherungsprozess mit dem Dokumentarfilmpreis auszeichnete. Denn Sung-Hyung Cho ist als in mehrfacher Hinsicht Fremde die beste Beobachterin dieses Heavy Metal Spektakels, das sich in Wacken ereignet wie die Sintflut, die jedes Jahr reinigend und also kathartisch über das stille Dorf hereinbricht.
Eine erhellende Entscheidung, dass Cho das Festival nur zum Anlass nimmt, ein Porträt einer Gemeinde und ihrer Charaktere zu zeichnen. Da sind die Bauern, deren sprichwörtlicher Schläue sie Raum gibt. Etwa Bauer Trede, dem heimlichen Bürgermeister des Festivals, der vor laufender Kamera unverblümt ausplaudert, was er wirklich über sich und die Frauen denkt. Und Milchbauer Plähn, der der als naives Unbewusstes in der Szene auftauchenden Regisseurin mit ehrlichem Bildungsbedürfnis erklärt, dass Kuh nicht gleich Kalb ist und wo zwar Bartels nicht den Most holt, aber Plähn die Milch erwirtschaftet.
Was Cho fremd ist, was sie sich und uns filmisch erschließt, ist eine Grundmetapher des fremd Seins. In Wacken wird das greifbar, wenn die internationale Headbanger-Szene auf die Dickschädel des ländlichen Raums trifft, wenn beide die Feuerwehrkapelle bejubeln, die selbst mit ihren Stammtisch-Jingles rockt. Wenn die Mädels des – bis auf das erste August-Wochenende – verschlafenen Ortes in ihrem selbst gebauten Fitness-Stall der großen weiten Welt der Models nacheifern: Kühe in Halbtrauer, Aufbrechende in die Sphären der großen weiten Welt des Weiblichen, also Menschlichen.
Wacken ist ein Beispiel dafür, dass auch in der Provinz das große weite Leben pulst, dass Hinterwäldler Wandler in den Wäldern des Seins sind, dass die Provinz auch der Ort ganz großer Geschichten ist. Cho zeigt das mit einer Liebe, die vielleicht nur den Fremden eigen ist, wenn sie neugierig auf das Fremde schauen und uns damit unser Ureigenstes zeigen. Wo das Fremde auf das Eigene trifft, sind wir zuhause, als Mensch, nicht bloß als Provinz. Manchmal mag die Sigle dafür nur der Edeka-Laden in Wacken sein, der zur Festival-Zeit auch drei statt nur einer Kasse haben dürfte. Draußen sind all die Helfer, die Botschafter der Gemeinde, die einmal im Jahr weltläufig wird. Cho zeigt in ihrem Film »Full Metal Village« das in einer Eindringlichkeit, die vielleicht nur die aus der Fremde Blickende erhellen kann.
»Full Metal Village« ist ein Film, der im Gedächtnis bleibt, eine Dokumentation, die das Dokumentarische kathartisch begreift, reinigend von Vorurteilen, indem sie selbige so eindringlich darstellt. Ein »Clash of Cultures«, der hoffen lässt, dass unterschiedliche Kulturen verbindende Begegnungen sind – in der internationalistischen Provinz, genau da ...
(Zorro Film)
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