Trashig, bizarr und ausgesprochen unterhaltsam. »Metaller die auf Brüste starren« ist die erste Thrash-Dokumentation von Metalfans für Metalfans ...
Heavy-Metal-Festivals sind eine Subkultur in einer Subkultur. Der Offene Kanal Bad Offenbach traut sich nun wiederholt in diese Höhle der Löwenmähnen. Mit Dosenbier und Camping-Equipment gehen wir der Sache nach, was es auf Festivals zu trinken gibt, welche Metaller Brüste haben und was das Schlimmste anzunehmende Unglück sein mag.
Das Schlimmste ist nicht der Schmutz. Das Schlimmste ist nicht der Lärm. Und das Schlimmste ist auch nicht der Schlafmangel in Verbindung mit viel Alkohol und ungesundem Essen. Nein. Das Schlimmste bei einem Festival ist, da sind sich die in Metaller die auf Brüste starren Auftretenden einig, wenn das Bier alle ist. Denn nüchtern sollte man sich so ein Festival keinesfalls antun, wenn man Spaß daran haben will. Erst recht nicht in Wacken.
Fünf Männer in den Dreißigern brechen jeden Sommer gemeinsam nach Wacken auf, um einige Tage inmitten von Zelten, Campingstühlen, Grillgut, lauter Musik und Schlammpfützen zu verbringen. Eigentlich haben alle fünf einen ganz normalen Job und ein ganz normales Familienleben. Doch für ein paar Tage im Jahr wird jeder Gedanke daran beiseite geschoben, um fernab der Heimat kopfüber in eine bizarre Parallelwelt einzutauchen. Dort gibt es im Grunde nur eine Maxime: Feiern. Und zwar exzessiv, ziemlich hemmungslos und mit vollem Einsatz von Stimmbändern und Leber. Zusammen mit zehntausenden Gleichgesinnter, die das ebenfalls tun.
Zwei jungen Filmemachern aus Hamburg und Berlin gelingt es, die einzigartige Stimmung, die auf Metal-Festivals herrscht, authentisch und mit viel Humor auf die Leinwand zu bringen. In zahlreichen Interviews mit den Feiernden ergründen sie Motive für den Besuch, und beleuchten groteske Geschichten aus dem Festivalalltag. Oft kommt es dabei zu völlig unvorhergesehenen Begebenheiten, absurden Dialogen und gar spontanen Gesangseinlagen. Ebenso spaßig wie teilweise verstörend, was dabei zu Tage tritt. Umringt von biergetränkter Luft, bedenklichen Lärmpegeln und anhaltend guter Laune.
Auf den Zuschauer wirkt der Film wie eine Reise in ein anderes Universum, das zufällig von den gleichen Lebensformen wie auf seinem Heimatplaneten bevölkert ist. Und diese Lebensformen geben buchstäblich alles, um in ihrem Universum Spaß zu haben. Die einzige Sorge lautet, dass irgendwann das Bier alle sein könnte.
»Metaller die auf Brüste starren« ist ein authentischer Film über die Kultur auf Metal-Festivals. Man kann diesen Film trashig, krank und durchgeknallt nennen, ohne damit falsch zu liegen. Ein Fest für alle Freunde des Feierns in freier Natur zu lauter Musik. Der Zuschauer wird nicht sanft an die Hand genommen, sondern mitten hinein geworfen ins Festivaltreiben. Grenzen des sogenannten guten Geschmacks werden konsequent verletzt, wenn die Situationen selbst das verlangen. Das ist nicht immer schön anzusehen. Aber abgründig, abwechslungsreich und ungeheuer unterhaltsam.
Mit der Doku »Metaller die auf Brüste starren« unterstreicht der OKBO seinen Anspruch, filmisch das aufzugreifen, was viele nicht sehen wollen, weil sie lieber die Augen davor verschließen. Und in diesem Punkt darf man sich nichts vormachen: Die Gruppe jener, die derartige Dokumentationen ablehnen oder gar entsetzt verbieten lassen wollen, ist nicht klein. Das ficht die Macher freilich nicht an, sondern ist ihnen im Gegenteil ein Anpsorn, ihrer Mission treu zu bleiben. Und wer weiß? Vielleicht wird man ihnen dereinst die Ehrenbürgerschaft in Bad Offenbach verleihen, möglicherweise postum. Die Wege des Herrn sind bekanntermaßen unergründlich.
(OBKO – Offener Kanal Bad Offenbach)
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