Deutschland in den frühen 60ern. Noch ist das Land ruhig, doch Aufbruch liegt in der Luft. Auch Bernward Vesper (August Diehl), Sohn des NS-Schriftstellers Will Vesper, begehrt auf. Nachts hackt er wütende Sätze in die Schreibmaschine, die er der erstarrten Gesellschaft ins Gesicht schleudern will.
Als er auf Gudrun Ensslin (Lena Lauzemis) trifft, ist das der Beginn einer extremen Liebesgeschichte: bedingungslos, maßlos, bis über die Schmerzgrenze hinaus. Gemeinsam brechen sie auf, um die Welt zu erobern. Keine zehn Jahre später verliert sich Bernward auf Drogentrips im Wahnsinn, und Gudrun katapultiert sich in den bewaffneten Untergrund. Für beide wird es kein Zurück mehr geben.
»Wer wenn nicht wir« erzählt von einer bedingungslosen Liebe, die untrennbar mit der Vorgeschichte des deutschen RAF-Terrorismus verbunden ist. In seinem ersten Spielfilm beleuchtet der preisgekrönte Dokumentarfilm-Regisseur Andres Veiel (»Black Box BRD«) den Aufbruch einer Generation. Für die Hauptrollen stehen die Schauspieler August Diehl (»Die Fälscher«, »Salt«), Newcomerin Lena Lauzemis sowie Alexander Fehling (»Goethe!«) vor der Kamera von Judith Kaufmann (»Die Fremde«, »Vier Minuten«).
In weiteren Rollen sind Thomas Thieme (als Vater Will Vesper), Imogen Kogge (als Mutter Rose Vesper), Michael Wittenborn (als Vater Helmut Ensslin), Susanne Lothar (als Mutter Ilse Ensslin) sowie Sebastian Blomberg (als Klaus Roehler) zu sehen.
Der Film »Wer wenn nicht wir« basiert auf dem wegweisenden Sachbuch »Vesper, Ensslin, Baader – Urszenen des deutschen Terrorismus« von Gerd Koenen. Jenseits der abgedroschenen 68er-Klischees begibt sich der Film zurück auf Anfang und taucht tief ein in die entscheidenden Jahre der Bundesrepublik: die frühen 60er.
Ein Trip in eine leidenschaftliche Zeit, in der alles möglich scheint. Ein Schlüsselfilm, der zeitlose Fragen stellt. »Wer wenn nicht wir« knüpft in seiner Aufbruchstimmung nahtlos an die derzeit beginnende Repolitisierung in Deutschland an.
(Senator Film)
Deutschland vor Beginn des Terrorismus: Der Student Bernward Vesper, Sohn eines NS-Schriftstellers, kommt in den frühen Sechziger Jahren nach Tübingen und lernt dort die junge Studentin und Pfarrerstochter Gudrun Ensslin kennen. Bald wird daraus eine leidenschaftliche, co-abhängige Liebe. Zusammen ziehen sie nach Berlin und gründen einen eigenen Verlag. Doch dann bricht der Deutsche Herbst über die Liebenden herein.
Regisseur Andreas Veiel überzeugt nach Dokumentar-Erfolgen mit seinem ersten Spielfilm. Er zeichnet nicht nur ein sehr genaues Bild der Gesellschaft, sondern geht mit seinen Figuren in die Tiefe, zeigt deren Zerrissenheit zwischen politischer Überzeugung und privater Bindung. Dabei geht es Veiel nicht um die Schilderung des RAF-Terrorismus, sondern um dessen Ursprünge.
Er lässt sich auf die Menschen und die Zeitumstände ein und bringt dem Zuschauer das Konfliktfeld nahe. Geschickt baut er hierzu auch dokumentarisches Material mit ein und bebildert intensiv und authentisch die bundesrepublikanische Atmosphäre der Zeit. August Diehl und Lena Lauzemis liefern eine beachtliche darstellerische Leistung. Eine erzählerische Meisterleistung mit einem Drehbuch, das erschüttert ohne sentimental zu werden.
Prädikat: »Besonders wertvoll«. FBW-Jurybegründung:
Ein weiterer Beitrag zum Thema »Baader-Meinhof«, zum deutschen Terrorismus der End-60er und frühen 70er? Nein! Erstmals seit Margarethe von Trottas »Bleierne Zeit« ein ernst zu nehmender, seriöser Beitrag zum Aufbruch einer jungen Generation, über Menschen in einer ausweglosen Situation und gleichzeitig ein Spiegelbild unserer Bundesrepublik der frühen 60er Jahre.
Nach Gerd Koenens Sachbuch »Vesper, Ensslin, Baader – Urszenen des deutschen Terrorismus« inszenierte Andres Veiel seinen ersten Spielfilm außergewöhnlich stilsicher und dicht. Gut recherchiert und eingebettet in klassischer Dramaturgie erzählt er die Geschichte von Bernward Vesper und Gudrun Ensslin. Er, als Sohn des NS-Schriftstellers Will Vesper, und sie, Tochter aus einem protestantischen Pfarrerhaus. Beide zerrissen zwischen Liebe und Ablehnung ihrer Väter. Beide davon überzeugt, die Gesellschaft verändern zu müssen. Bedingungslos ihre Liebe zueinander und vorhersehbar ihr Untergang. Ein Drama von Shakespear’schen Dimensionen.
Veiel setzt bewusst die Menschen in den Vordergrund, zeigt intensiv ihr Blickfeld auf Politik und Gesellschaft und eindrucksvoll ihre Unbedingtheit im Handeln wie auch in ihren sexuellen Obsessionen. Das hat nahezu authentischen Charakter und beweist einmal mehr Veiels großartiges Können im Bereich des Dokumentarfilms.
So erliegt er zum Glück nicht der Versuchung, den zeitgeschichtlichen Hintergrund des Dramas nachzuinszenieren, sondern setzt in die Spielhandlung geschickt montiertes Archivmaterial ein.
»Wer wenn nicht wir« ist nicht nur Ensslins und Vespers Tragödie in einer »bleiernen Zeit« sondern kann als Parabel für den Zustand der politischen und intellektuelle Szene Deutschlands heute gesehen werden.
(FBW – Deutsche Film- und Medienbewertung, Wiesbaden)
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