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»Import Export« beschreibt eine vergebliche Glückssuche zwischen Ost und West. Ulrich Seidl drehte bislang nihilistische Dokumentarfilme wie »Hundstage« und »Tierische Liebe«. Sein neues Werk »Import Export« ist nun ein Spielfilm, der mit seinen kargen Bildern, langen Einstellungen und seinem Verzicht auf Musik wie eine inszenierte Doku wirkt. Erzählt wird von der ukrainischen Krankenschwester Olga, die nach Deutschland kommt, und dem österreichischen Loser Pauli, der gern ein Bodyguard wäre, aber stattdessen in der Ukraine Automaten aufstellen muss. Unglück, Phlegma und Traurigkeit begleiten die beiden, wohin sie auch gehen. Und der Zuschauer seufzt. (Cinema)
»Import/Export« ist in seiner schonungslosen Darstellung menschlicher Abgründe eine konsequente Fortführung von Ulrich Seidls »Hundstage« und geht doch viel weiter. In seiner formalistischen Konstruktion, die zwei Erzählebenen neben- und gegeneinander stellt, ohne dass sie sich berühren, entwirft Seidls ein harsches Bild vom Zusammenwachsen Europas. Natürlich ist der hier präsentierte Ausschnitt der Welt nicht vollständig, beschränkt sich fast vollständig auf die unteren Sphären der Gesellschaft. Und dennoch ist »Import/Export« ein hellsichtiger Blick auf eine zusammenwachsende Welt, die sich auf nicht immer erfreuliche Weise kontinuierlich ähnlicher wird. (Arthouse)
Es ist kalt und grau. Winterzeit. Die Menschen frieren. Das ist so in Österreich. Das ist so in der Ukraine. Zwei verschiedene Welten, die einander immer mehr zu ähneln beginnen. Der Osten sieht aus wie der Westen, der Westen wie der Osten. In dieser Atmosphäre spielen zwei Geschichten, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Die eine ist eine Import-Geschichte. Sie beginnt in der Ukraine und führt nach Österreich. Die andere ist eine Export-Geschichte, sie beginnt in Österreich und endet in der Ukraine. Die eine handelt von Olga (Ekateryna Rak), einer jungen Krankenschwester und Mutter. Olga will was haben vom Leben. Sie will raus aus der Stadt, raus aus dem Land. Sie beschließt nach Österreich zu gehen und sie tut es auch. Im fremden Land im Westen findet sie Arbeit und verliert sie wieder. Sie beginnt als Haushaltsgehilfin in einer Villa und endet als Putzfrau in der Geriatrie.
Die andere Geschichte handelt von einem jungen Österreicher, Pauli (Paul Hofmann). Endlich Security-Wachmann geworden, verliert er seinen Job schon wieder. Er findet sich am Arbeitsamt wieder, hat Schulden und macht neue – bei Freunden, Fremden und bei seinem Stiefvater. Der nimmt ihn mit auf einen Job in die Ukraine – Spielautomaten aufstellen. Olga und Pauli. Beide suchen Arbeit, einen Neubeginn, eine Existenz, das Leben. Olga, die aus dem östlichen Teil Europas kommt, wo existenzielle Armut an der Tagesordnung ist. Pauli, der aus dem westlichen Teil Europas kommt, wo Arbeitslosigkeit zwar nicht Hunger, aber Sinnkrise und Nutzlosigkeit bedeutet. Beide kämpfen um den Glauben an sich, um einen Sinn im Leben. Im Westen wie im Osten. Beide reisen in ein anderes Land und damit auch in dessen Abgründe.
»Import Export« handelt von Sex und Tod, Leben und Sterben, Siegern und Verlierern, Macht und Hilflosigkeit und davon, wie man einem ausgestopften Fuchs fachgerecht die Zähne putzt. »Import Export« war 2007 für den Wettbewerb in Cannes ausgewählt. In der Reihe »Internationales Programm« lief »Import Export« im Juni 2007 auf dem Filmfest München.
(movienet Filmverleih)
Atemberaubend ist der Humor in »Import Export«, der in diesen Bildern steckt, und die Menschlichkeit, die sich in den unerwartetsten Momenten plötzlich Bahn bricht – als müsse dieser Filmemacher, der nunmehr in die Riege der großen Meister aufgerückt ist, nur lange genug dorthin schauen, wo sonst niemand mehr hinblickt, um eine gänzlich eigenwillige Form der Schönheit und Wahrheit zu finden. (Süddeutsche Zeitung)
Vielleicht versteht es ausgerechnet der Österreicher Ulrich Seidl mit »Import/Export« derzeit von allen Filmemachern am besten, mit einer Präzision, Lässigkeit und Bosheit das Innerste von leidenden Menschen in grandiose Kinobilder zu übersetzen. Seidl erzählt von sexuellen Erniedrigungen und brutaler Gewalt, kleinen menschlichen Annäherungen und banaler Gehässigkeit in langen, stets auf neue überraschenden Einstellungen und beweist dabei soviel grelle Poesie und Zärtlichkeit, dass man dem Zauber seiner Horrorwelt fast ohne Gegenwehr verfällt. Zehn uralte, dem Tod geweihte Menschen teilen sich den Saal des Wiener Krankenhauses und im Schein grünstichiger Nachtlichter hebt ein Konzert des Röchelns und Wimmerns an. Die Szene ist schier endlos, unerträglich, und doch wunderschön. Und lässt für einen Augenblick ahnen, dass die Kinokunst im besten Fall ein Versprechen auf Erlösung ist im Jammertal voller Schmerz und Gemeinheit, das unsere prachtvolle Welt leider nun mal ist. (Der Spiegel)
Ulrich Seidl richtet seine Kamera auf das, was man nicht unbedingt sehen will, aber so zwingend, dass man nicht wegschauen kann ... »Import/Export« ist ein Film, der eine donnernde Stille hinterließ. (Die Zeit)
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