»Inside Man« handelt von Gangstern, die in einer Bank Geiseln nehmen und dann ... nichts tun! Wieso? Vielleicht haben sie es schlicht deshalb getan, weil sie der Welt beweisen wollten, dass sie es können. Regisseur Spike Lee dürfte ein ähnliches Motiv gehabt haben, als er diesen Film drehte. Jahrelang wurde er in den USA als unbeholfener Polit-Prediger und Agitprop-Fuzzi geschmäht. Mit diesem originellsten und spannendsten Tresorknacker-Thriller seit Jahren hat er nun schnell mal bewiesen: Er kann auch perfektes Mainstream-Kino! Gleich nach »Inside Man« drehte Lee trotzdem erst mal eine wütende Doku über das Versagen der Bush-Administration bei der Hurrikan- Katastrophe in New Orleans. (Stern)
20 Jahre nach seinem Debüt »Nola Darling« beugt sich der cineastische Quertreiber Spike Lee den Marktgesetzen. Nach Publikums-Flops in Serie braucht Lee einen Hit und sollte ihn mit diesem ungewöhnlichen Geiselkrimi »Inside Man« auch bekommen.
Keith Miller (Denzel Washington), Detective bei der New Yorker Polizei, wird mit einem Einsatzteam zu einem Banküberfall gerufen. Doch dies ist kein gewöhnlicher Banküberfall. Der Kopf der Geiselnehmer ist hochintelligent, kaltblütig, nervenstark und überzeugt seinen Plan des »perfekten Bankraubs« in die Tat umzusetzen. Die Situation entwickelt sich zu einem Katz-und-Maus Spiel zwischen Miller und Dalton Russel (Clive Owen), dem Bankräuber. Während Miller verzweifelt versucht das Leben der Geiseln zu retten, findet im Inneren der Bank der dreisteste Bankraub aller Zeiten statt.
(Universal Pictures)
Spike Lee erzielte seinen bis heute größten Hit mit »Inside Man«, einem unkonventionellen Thriller mit faszinierenden Details am Rande seines verworrenen Plots. Das Drehbuch (von Debutant Russell Gerwitz) hätte allerdings einige weitere Neufassungen gebrauchen können; es treibt die Handlung nämlich in vielen kleinen Schritten voran, von denen im Nachhinein aber eine Menge keinen wirklichen Sinn ergeben.
Das Resultat ist, dass es mehr Spaß macht, »Inside Man« zu sehen als hinterher darüber nachzudenken (weil man dann Löcher in der Story entdecken würde, durch die bequem ein LKW fahren könnte). Dennoch spricht der Film seine Zuschauer an, besonders wenn NYPD-Detektiv Keith Frazier (Denzel Washington) einen gefährlichen Bankräuber (Clive Owen) bekämpft, der mit seiner gut ausgebildeten Truppe die Kontrolle über eine Bank in der Wall Street übernommen hat, und sich dabei die scheinbare Geiselnahme in einen persönlichen Kreuzzeug verwandelt, dessen Ziel es ist, einige finstere Geheimnisse zu enthüllen.
Wie man vom Regisseur des Films »Do The Right Thing« vielleicht auch erwarten kann, nutzt Lee einige gute Gelegenheiten, um rassische Vorurteile in der Post-9/11-Ära aufzudecken und auf inländischen Terrorismus hinzuweisen. Die Geheimnisvolle »Problemlöserin« Madeline White (Jodie Foster) ist darüber hinaus so finster und vage definiert, dass sie locker für einen eigenen Film gut wäre. Mit der beeindruckendsten Besetzung, mit der er jemals gedreht hat (unter anderen Christopher Plummer, Willem Dafoe und Chiwetel Ejiofor), scheint Spike Lee auch mehr Interesse an Charakterszenen als an gut gemachten Spannungsmomenten gefunden zu haben. Allerdings hält das »Inside Man« nicht im Geringsten davon ab, subtil zu unterhalten und schrullig genug zu sein, um sich auf willkommene Art und Weise von den Schema F-Thrillern abzuheben, die der Standard in Hollywood sind.
(AMAZON)
|