Bundespräsident zwischen familiären und politischen Zwängen ...
Die Umfragewerte sind im Keller. Die Bürger protestieren. Der Bundespräsident, genannt Kater (Bruno Ganz), steht mit dem Rücken zur Wand. Ausgerechnet in dieser kritischen Situation spinnt sein Freund und politischer Weggefährte Dr. Stotzer (Ulrich Tukur) eine hässliche Intrige gegen ihn, und selbst seine Frau (Marie Bäumer) sorgt beim Staatsempfang für einen Eklat.
Am schwersten wiegt jedoch, dass Katers kleiner Sohn im Sterben liegt. Gefangen in den Zwängen seines Amtes scheint der verzweifelte Vater den Ereignissen hilflos ausgeliefert. Bis er sich auf seine frühere Stärke – seine Spielernatur – zurückbesinnt. Er setzt alles auf eine Karte und trifft im politischen Machtpoker eine ganz unerwartete Entscheidung.
Einer gegen alle: Dieser mitreißende Film zwischen gelungener Politsatire und bewegendem Familiendrama beschwört wie in einer inneren Rückschau den entscheidenden Moment der politischen Karriere des Schweizer Bundespräsidenten, der gleichzeitig auch den familiären Krisenhöhepunkt in seinem Leben darstellt. Nun hat er sich zwischen der Staatspflicht und der Verantwortung für seinen sterbenskranken Sohn und das Leid seiner Frau (grandios: Marie Bäumer) zu entscheiden.
Bruno Ganz füllt diese Paraderolle des charismatischen aber von Ambivalenzen zerrissenen Politikers mit einmaliger Größe und Authentizität aus. Ihm zur Seite stehen Ulrich Tukur, Edgar Selge, Justus von Dohnányi und Christiane Paul, die in ihren Parts als intrigante politische Widersacher im Reigen um den Staatsbesuch des spanischen Königspaares mit großer Spielfreude zu beeindrucken wissen. Die autobiografisch gefärbte Romanvorlage von Thomas Hürlimann wurde mit großer ausstatterischer Opulenz und eindringlicher Glaubwürdigkeit umgesetzt, sodass sich der Zuschauer, ähnlich wie die Hauptfigur, dem Strudel der Ereignisse nicht mehr zu entziehen vermag. Erste Wahl!
Prädikat: »Besonders wertvoll«. FBW-Jurybegründung:
»Der große Kater« ist auf dem Höhepunkt seiner politischen Laufbahn angekommen, aber es läuft nicht gut für ihn. Seine Ehe ist am Zerbrechen, seine politischen Entscheidungen sorgen für offene Anfeindung seitens der Bevölkerung sowie der eigenen Parteigenossen. Und sein achtjähriger Sohn liegt in einer Berner Krebsklinik und ahnt nicht, dass der Traum vom familiären Strandurlaub für ihn nie mehr wahr werden wird.
In unglaublich opulenten Bildern wird ein politisches Ränkespiel aufbereitet, das als Lehrstück über die Vermengung persönlicher mit staatlichen Interessen gelesen werden kann. Die Besetzung ist erstklassig, rund um den wieder einmal brillanten Bruno Ganz spielen Marie Bäumer, Ulrich Tukur und alle anderen ihre Rollen meisterhaft.
Blicke, Mundwinkel, Bewegungen drücken innere Spannungen aus, geben den Figuren eine Tiefe, wie sie viele andere Gesellschaftskrimis oder -ränkespiele vermissen lassen. Lediglich die Rolle des vatikanischen Botschafters ist an der Grenze zum Chargieren angelegt, wird von Edgar Selge aber sicher bei dieser Gratwanderung geführt.
Der Film nimmt sich anfangs viel Zeit, den Zuschauer in die Geschichte zu führen, versteht es aber um so besser, ihn dann unmerklich mehr und mehr in die Geschichte und auf die Seite des großen Katers zu ziehen, man durchlebt die suggestiv-einnehmende Kraft dieses politischen Machtmenschen am eigenen Leib.
»Der große Kater« ist beste Unterhaltung für klassisches Bürgertum und alle, die einen Blick hinter die Fassaden der Macht und in persönliche Schicksale werfen wollen. Darüber hinaus kann alles über die schweizerischen Verhältnisse hinaus universell interpretiert werden und bildet insgesamt bestes Unterhaltungskino auf höchstem Niveau, wie es selten – noch dazu bei einer TV-Koproduktion – zu finden ist.
(FBW – Deutsche Film- und Medienbewertung, Wiesbaden)
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