Zeitlebens hat Marga wenig Gefühle für ihre Tochter Sofia gezeigt. Nun aber offenbart sie Ängste, Wunden und eine tiefe Sehnsucht nach ihrem verstorbenen Mann Juris ...
Prädikat: »Wertvoll«. FBW-Jurybegründung:
Die 1990er Jahre waren für uns Deutsche nicht nur geprägt von den Ereignissen und Konsequenzen der Wiedervereinigung, sondern öffneten auch schlagartig den Blick auf die baltischen Staaten, die in ihrer leidvollen Geschichte wechselhafter Besatzung auch ein Stück deutscher Familienchronik vorzuweisen haben.
Nach dem Drehbuch von Robert und Josephin Thayenthal erzählt Hans Steinbichler die Geschichte von zwei Frauen, Mutter und Tochter, die ihren Lebensmittelpunkt im deutschen Westen gefunden haben. Die Demenzerkrankung der Mutter führt die beiden Frauen nun zur Suche nach ihren familiären Wurzeln in Lettland.
Der politisch historische Hintergrund der wechselhaften Besetzung Lettlands durch die deutschen Truppen und die Sowjetunion kommt nur am Rande zur Geltung, zumal sich das Geschehen der 1930er Jahre in Rückblenden und der 1990er Jahre weitgehend im Haus der Familie an der Ostseeküste vor Riga abspielt.
Die Spannung in der Dramaturgie ergibt sich im Besonderen durch das »Geheimnis« in der Vergangenheit von Marga, welches ihre Tochter Sofia nur stückweise ihrer in Demenz entrückten Mutter zu entlocken vermag.
Hans Steinbichler inszeniert dieses Frauen- und Gefühlskino sehr emotional und für die Jury streckenweise zu viel. So sei das überakzentuierte Spiel von Hannelore Elsner, der Pathos in den Dialogen einfach zu deutlich und vor allem der überbordende musikalische Klangteppich erschlage den Zuschauer.
Die Besetzung des Films ist mehr als eindrucksvoll, wobei die Charaktere der Männer (Matthias Brandt, Niklas Kohrt, David Kross und Rüdiger Vogler) eindeutig in den Schatten der dominanten Frauen (Hannelore Elsner und Juliane Köhler) gedrängt werden.
Stilistisch bzw. handwerklich kann man dem Film eine qualitativ hochwertige Arbeit bescheinigen. Die perfekte Kamera von Bella Halben zaubert wie immer schöne Panoramen und sensible Porträts,.Montage und Szenenübergänge sind fließend gestaltet, auch die Tonebene – sieht man einmal von der überbordenden Musik ab – konnte überzeugen.
(FBW – Deutsche Film- und Medienbewertung, Wiesbaden)
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