»Ich gehe jetzt rein« ist ein Dokumentarfilm über deutsch-türkische Frauen mit einer Leidenschaft für Fußball. »Ich gehe jetzt rein« bildet den dritten Teil eines sich bereits über 13 Jahre erstreckenden Porträts über fünf in Deutschland aufgewachsene Frauen türkischer Herkunft. Was die jungen Frauen schon in der ersten Dokumentation »Mädchen am Ball« verband, ist die gemeinsame Begeisterung für den Fußball. Der anfängliche Optimismus, mit dem Safiye, Arzu, Türkan, Nalan und Nazan diese Männerdomäne betreten, war schon im zweiten Teil, »Nach dem Spiel«, durch zunehmende Konflikte wegen der gesellschaftlichen Doppelrolle getrübt und scheint in »Ich gehe jetzt rein« schließlich vollends brach zu liegen. (VideoMarkt)
Einfühlsam dokumentiert die Regisseurin Aysun Bademsoy, selbst eine in Berlin lebende Deutsche türkischer Herkunft, welchen gesellschaftlichen Erwartungen die jungen Frauen gegenüber stehen, um ihrem Hobby treu zu bleiben. Jede kämpft auf ihre Art mit ihrem Alltag als Außenseiterin, die keiner Kultur richtig anzugehören scheint und daran zu zerbrechen droht. Doch befindet sich zwischen gescheiterten Ehen, abgebrochenen Bildungswegen und sogar Gefängnisstrafen immer noch ein Fünkchen von der einst so verbindenden Leidenschaft und Solidarität, die die Liebe zum Sport auszulösen vermochte. (Blickpunkt:Film)
Vor kurzem ist Rydzard Kapuscinski gestorben. Seine Reportagen über die Grenzziehungen, über Nationalismus und Rassismus, haben Aysun Bademsoy immer begleitet. Kapucinsci schrieb gerne über die Orte, an denen sich die Grenzen und Barrieren auflösten. Menschen begannen, zu handeln, zu spielen, sich auszutauschen. Im Libanon, auf Zypern. Eine große Traurigkeit war in seinen Texten, wenn dieser Austausch unterbunden, wenn die Nationalisten und »Entmischer« wieder die Oberhand bekamen.
Ein Ort solchen Austausches ist der Fußballplatz. Und dort entdeckte Aysun Bademsoy die Mädchen von Agrispor. Sie waren nicht die Freundinnen der männlichen Spieler, sie waren auch nicht die, die Brote und Würstchen und Tee am Spielfeld Rand verkauften. Sie spielten und organisierten sich selbst. Zwei Filme hat Bademsoy über diese Mädchen gemacht. Jetzt sind die Mädchen Ende 20, sind junge Frauen. Viel hat sich verändert. In ihnen, aber auch in der Welt um sie herum. Die sexy Mädchen, die da Fußball spielten, die Aufmerksamkeit bekamen, eine misstrauische von den Landsleuten, eine aufmunternde von den so genannten Multikultis, die gibt es nicht mehr.
Es gibt kaum Arbeit, die ökonomische Situation drängt viele der jungen Frauen in Tätigkeiten und Positionen, Ehefrau, Putzfrau, Küchenhilfe, aus der sie doch fliehen wollten. Einige sind verheiratet oder sind alleinerziehend. Andere wollten sich nicht beugen lassen, wollten sein wie manche der Jungs, sind an ihren Wünschen und Träumen gescheitert. Sie erzählen von ihren Enttäuschungen und Niederlagen. Erzählen von dem Nicht-Ort, in dem sie zu leben haben. Zwischen den Deutschen und den Türken. Vor eine Kamera treten wollten sie zuerst nicht. Weil sie sich schämen. Für das, was aus ihren Träumen wurde.
Allen fünf Mädchen ist jedoch gemeinsam, dass sie noch nicht aufgegeben haben und immer noch versuchen , die Fäden ihres Lebens in der Hand zu behalten. Für einige Zeit hatten sich ihre Wege getrennt. Jetzt haben sie wieder begonnen, sich zu treffen. Auch Fußball spielen einige wieder. Sie wollen noch einmal angreifen.