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Führen Privatisierungen wirklich zu mehr Wettbewerb? Glaubt man den Verheißungen der Weltbank, dann sorgen Privatisierungen für mehr Effizienz und attraktivere Preise. Doch allzu oft ist das Gegenteil der Fall. Wenn das Gesundheitswesen, die Wasser- oder Stromversorgung privatisiert werden, dann geschieht dies stets auf Kosten der armen Bevölkerung – in den Slums von Manila und Soweto, in den Anden, aber auch in England, wo die Zerschlagung der britischen Bahn zu chaotischen Zuständen, maroden Gleisen und tödlichen Unfällen führte.
»Der große Ausverkauf« beleuchtet die negativen Folgen der Privatisierung, zeigt aber auch, wie sich die Menschen dagegen wehren. Nachdem die bolivianische Regierung die Wasserversorgung der Stadt Cochabamba in die Hände eines US-Konzerns gegeben hatten, wurde sogar das Sammeln von Regenwasser verboten. Die wütenden Proteste der Einwohner führten schließlich zur Annullierung des Wasser-Deals.
In Südafrika kämpfte der 32-jährige Aktivist Bongani Lubisi dafür, dass auch arme Menschen Strom erhalten, indem er die zuvor gekappten Leitungen illegal reparierte. Doch das Engagement gegen die Profitinteressen der großen Konzerne ist nicht ungefährlich: Vier Monate nach Ende der Dreharbeiten kam Bongani auf ungeklärte Weise ums Leben.
Fazit: Der Film »Der große Ausverkauf« ist eine Warnung für uns alle: Demnächst droht die Privatisierung der Deutschen Bahn.
(Cinema)
»Der große Ausverkauf« ist ein packender Dokumentarfilm über ein sehr komplexes Thema. In vier ineinander verwobenen Erzählsträngen bringt der Film dem Zuschauer das abstrakte und umstrittene Phänomen »Privatisierung« über einfühlsame Porträts von Menschen aus verschiedenen Kontinenten nahe, die von den oft inhumanen und fehlgeleiteten Versuchen, das Wirtschaftswachstum zu steigern, unmittelbar betroffen sind. Menschen, die sich auf ihre ganz persönliche Art und Weise dagegen zur Wehr setzen.
Für Minda in Manila, Bongani in Soweto und Simon in Brighton ist Privatisierung weit mehr als ein abstraktes Phänomen. Es ist die traurige und oft lebensbedrohliche Realität, mit der sie sich Tag für Tag herumschlagen müssen. In seinem episodischen Dokumentarfilm beschreibt Florian Opitz die Folgen der Privatisierung öffentlicher Dienste, die Menschen weltweit – oft von internationalen Institutionen wie der Weltbank oder dem Internationalen Währungsfonds – aufgezwungen wird. Trotz der geografischen Ferne der geschilderten Porträts, werden die Parallelen zu den wirtschaftspolitischen Entwicklungen in Deutschland schnell sehr deutlich und der Film macht klar: das Thema Privatisierung betrifft uns alle.
Ein britischer Lokführer, eine philippinische Mutter, ein südafrikanischer Aktivist und die Bürger einer bolivianischen Stadt: Sie kämpfen bereits gegen das, was uns alle erwartet: den »großen Ausverkauf«.
»Ich habe einmal bestimmte Aspekte der Wirtschaftspolitik mit moderner Kriegsführung verglichen. In der modernen Kriegsführung versucht man zu entmenschlichen, das Mitgefühl zu beseitigen. Man wirft Bomben aus 15 000 Metern, aber man sieht nicht, wo sie landen, man sieht keine Schäden. Es ist fast wie in einem Computerspiel. Man spricht von »body counts«. Das entmenschlicht den Prozess. Genauso ist es in der Wirtschaft: Man redet über Statistiken und nicht über die Menschen hinter diesen Statistiken.« (Joseph E. Stiglitz, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften)
»Privat« – das ist auf den ersten Blick ein äußerst sympathisches Wort. Was privat ist, gehört einem, ist vertraut und intim. Man kann damit machen, was man will. Aber was passiert, wenn plötzlich Dinge die jeder Mensch braucht und auf die jeder Mensch einen Anspruch hat, zur Privatsache einiger weniger werden? Trinkwasser zum Beispiel, oder Gesundheit, Schulbildung oder öffentliche Verkehrsmittel? Was, wenn die wenigen, die es als ihr Eigentum betrachten, damit machen, was sie wollen?
Ebendies geschieht seit einigen Jahren weltweit. Privatisierung ist zu einem Wort geworden, das immer mehr Menschen als bedrohlich empfinden. Privatisierung bezeichnet nicht nur den Verkauf von staatlichen Unternehmen. Privatisierung ist auch die Aufgabe von vormals öffentlichen Diensten, der leise Rückzug der Gesellschaft aus ihrer kollektiven Verantwortung. Privatisierung ist ein Stück Entsolidarisierung.
Privatisierung bedeutet die Ausdehnung privatwirtschaftlicher Geschäftsmethoden auf ehemals gemeinnützige Bereiche. Viele ehemals oder heute noch öffentliche Dienste in der industrialisierten Welt und in den Entwicklungsländern sollen für den Markt geöffnet, also privatisiert werden. Der Markt soll den Staat bzw. das Gemeinwesen ersetzen, weil er, so die selten hinterfragte veröffentlichte Meinung, diese Bereiche effizienter betreiben kann. Das Thema Privatisierung betrifft uns alle: die angekündigte Privatisierung der Deutschen Bahn, die bereits vollzogene Privatisierung der Stromkonzerne, zahlreicher Wasserwerke, Krankenhäuser, Sozialwohnungen, die gescheiterte Privatisierung der Flugsicherung ... Ein schleichender Prozess, dessen Folgen unabsehbar sind. Die Geschichte des globalen Privatisierungswahns ist kurz und sie ist keine Erfolgsstory.
»Mit dem Film,Der große Ausverkauf’ möchte ich zeigen, was hinter dem abstrakt klingenden Phänomen der Privatisierung öffentlicher Dienste steckt. Was es für die Menschen bedeutet, die davon direkt betroffen sind. Was eine Gesellschaft verliert, die Konzernen die Verantwortung für ihre Grundversorgung überträgt. Die Protagonisten in, Der große Ausverkauf’ haben zu spüren bekommen, was es heißt, wenn ihre Wasser- und Stromversorgung, Busse und Bahnen und sogar das Gesundheitswesen komplett privatisiert werden. Sie haben mit etwas zu kämpfen, das uns früher oder später alle betreffen wird.
Aber mir ist wichtig zu zeigen, dass die Protagonisten in,Der große Ausverkauf’ keine passiven Opfer, sondern würdevolle und aktive Individuen, die in der Lage sind, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen und die privatisierte Realität, in der sie leben, zu verändern. Und wenn es nötig ist – Widerstand zu leisten. Der Film möchte die Öffentlichkeit aufrütteln und auf eine schleichende und gefährliche Entwicklung aufmerksam machen, die unser aller Leben betrifft.«
(Majestic Filmverleih)
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