»Nebenwege« ist ein Drama um drei Generationen einer Familie, die sich bei einer Pilgerfahrt näher kommen.
Für Richard Beller waren die letzten Jahre kein Zuckerschlecken. Die Trennung von seiner Frau und die harte Arbeit im Architekturbüro haben ihn viel Kraft gekostet. Darunter hat auch das Verhältnis zu seiner 14-jährigen Tochter Marie enorm gelitten. Sie gibt ihm die Schuld an der Trennung der Eltern. Zu allem Überfluss ist auch seine 78-jährige Mutter Hilde seit einiger Zeit zum »Problem« geworden, sie zeigt unleugbare Anzeichen von Alzheimer. An diesem Wochenende soll sie ins Altersheim umziehen. Ausgerechnet jetzt droht der wichtigste Auftrag seines Lebens durch ein technisches Problem im Büro weg zu brechen.
Richard versucht sein Bestes, doch seine Mutter sträubt sich vehement dagegen, ins Altersheim zu ziehen und Marie schmollt, weil Richard ihren Geburtstag vergessen hat. Hilde trifft in dieser verfahrenen Situation den Entschluss, zur Schwarzen Madonna nach Altötting zu pilgern, die ihr auch schon in anderen schwierigen Lebenslagen geholfen hat. Während Vater und Tochter noch zanken, macht Hilde sich auf den Weg – einfach so, in Hausschuhen und Kittelschürze. Als Richard bemerkt, dass seine Mutter weg ist, macht er sich mit seiner Tochter auf die Suche nach Hilde. Es beginnt eine abenteuerliche Reise durch Bayern, die die drei auf vielen Umwegen mit jedem Schritt näher zusammenführt.
»Nebenwege« erzählt in eindrucksvollen Bildern vor schönster bayerischer Kulisse von einer Familie, die durch eine unfreiwillige Pilgerreise ihre Sprachlosigkeit überwindet und wieder zueinander findet.
»Nebenwege« ist ein warmherziger und sensibler Film, der gleichsam die wichtige und ernsthafte Thematik Alzheimer aufgreift. Darüber hinaus zeigt er einfühlsam Hildes Demenz vor dem Hintergrund unserer heutigen, von Stress und Leistungsdruck bestimmten Welt, die wenig Platz lässt für Zeit, Geduld und ungeplante Nebenwege.
Roeland Wiesnekker (»3096 Tage«, »Clara und das Geheimnis der Bären«), Christine Ostermayer (»Anfang 80«, »Seine Mutter und ich«) und Lola Dockhorn (»Einer wie Bruno«, »Räuber Kneissl«) brillieren in dieser feinsinnigen und liebevollen Familiengeschichte über eine freiwillige Pilgerreise durch Bayern und über die Dinge im Leben, die wirklich wichtig sind.
Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Für Richard wird die lapidare Formel an diesem Wochenende unliebsame Realität. Gemeinsam mit seiner Tochter Marie (14) will er die Wohnung seiner Mutter Hilde (78) ausräumen. Hilde wird immer vergesslicher, deshalb soll sie in ein Altersheim. Richard ist spät dran, als er seine Tochter abholt. Er verspricht, am Abend noch mit ihr ins Kino zu gehen. Die Aussicht auf den gemeinsamen Abend mit dem Vater wird jedoch schnell zunichte gemacht, als Richards Handy klingelt. Der Architekt muss später dringend noch mal ins Büro, denn ausgerechnet an diesem Wochenende soll eine Präsentation abgeliefert werden, die den Auftrag seines Lebens bedeuten könnte.
Als sie bei Hilde ankommen, wird schnell klar, dass der geplante Umzug nicht so einfach über die Bühne gebracht werden kann, wie sich Richard und Marie das vorgestellt haben. Es fängt damit an, dass Hilde zunächst weder ihren Sohn Richard noch die Enkelin Marie wieder erkennt. Vor allem aber kann sie partout nicht verstehen, warum sie aus ihrem Haus ausziehen soll. Marie ist mittlerweile ziemlich entnervt: sie hat heute Geburtstag, aber ihr Vater hat das ganz offensichtlich vergessen. Richard will alles richtig machen, doch außer Streit mit Mutter, Tochter und dem Arbeitskollegen am Telefon erreicht er nicht viel. Noch während er telefonisch versucht die Situation im Büro zu retten, trifft Hilde einen einsamen Entschluss.
In Hausschuhen und Kittelschürze macht sie sich auf den Weg in den hundert Kilometer entfernten Wallfahrtsort Altötting, zur schwarzen Madonna. Die hat ihr schon in früheren Notsituationen geholfen. Marie interessiert das alles herzlich wenig und Richard bemerkt Hildes Weggang erst, als er den Transporter mit Hildes Möbeln beladen hat. Gemeinsam mit der schwer genervten Marie macht er sich auf die Suche nach seiner Mutter. Als die beiden sie nach aufwühlender Suche in einem Wald entdecken, ist es bereits dunkel. Nach langem Hin und Her kann Richard seine Mutter wenigstens dazu überreden im Transporter ein wenig zu schlafen und verspricht ihr, auf keinen Fall wegzufahren. Kaum schläft Hilde, startet er den Motor.
Marie reagiert stocksauer, weil Richard, wie angeblich schon so oft, seine Versprechen nicht hält. Sie wirft den Autoschlüssel ins Gebüsch, wo er in der Dunkelheit nicht zu finden ist. Nun ist Richard wütend. Über den Streit nähern sich die beiden das erste Mal wieder ein wenig an. Richard erzählt Marie von seinem verstorbenen Bruder Stefan, der bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Richard gibt sich bis heute die Schuld daran und bald wird klar, wie sehr es ihn trifft, dass Hilde Stefan offensichtlich mehr geliebt hat, als ihn.
Auch am nächsten Morgen ist Hilde nicht von Ihrem Plan, nach Altötting zu pilgern, abzubringen. Wütend fährt Richard im Schritttempo neben seiner Mutter her, und weil er dabei telefoniert, steuert er den Wagen in eine Brache, wo er stecken bleibt. Der Abschleppdienst wird Stunden brauchen und so bleiben Richard und Marie nichts anderes übrig, als gemeinsam mit &xnbsp;Hilde weiter zu wandern. Richard will seine Mutter zur Umkehr bewegen, zumal sie den Weg nach Altötting gar nicht mehr kennt. Daraus resultiert ein erneuter, heftiger Streit und Hilde geht in die eine, Marie in die andere Richtung davon.
Richard bleibt verzweifelt zurück. Während Hilde und Marie schließlich Anschluss an eine Pilgergruppe finden, versucht Richard, mit Hilfe des grantigen Bauern Ferdl, die beiden wieder zu finden und nebenher noch das Chaos in seinem Architektur-Büro in den Griff zu bringen. Als Beifahrer auf Ferdls Moped stoßen sie schließlich auf die Pilger und die Familie ist wieder vereint. Richard ist erleichtert und nimmt Ferdls Angebot, bei ihm etwas zu essen und in seiner Scheune zu übernachten dankbar an. Doch in der Nacht macht sich der betrunkene Ferdl an Hilde ran und Richard wächst als Retter der beiden, Hilde und Marie, über sich hinaus. Insbesondere als die Situation eskaliert und Richard, Hilde und Marie vor dem schießwütigen Bauern in Sicherheit bringen muss.
Nach einer Nacht auf einem Jägerhochsitz entdecken sie ziemlich übermüdet eine Imbissbude am Weg. Zu spät bemerkt Richard, dass er unterwegs sein Portemonnaie verloren hat und es gibt Stress mit dem Imbiss-Besitzer. Eine heftige Auseinandersetzung endet damit, dass Richard niedergeschlagen wird. Völlig entkräftet wandern die drei weiter. Maries aufgestauter Frust über die Trennung ihrer Eltern, Hildes unverarbeiteter Verlust von Stefan und Richards Versuch, es allen Recht zu machen, finden auf dem langen steinigen Pilgerweg nun endlich Worte und Gehör.
Es gelingt den Dreien ihre Gedanken zu artikulieren und ihre Sprachlosigkeit zu überwinden. Mit jedem Schritt kommen sie nicht nur Hildes erhofftem Ziel, der schwarzen Madonna, näher, sondern Mutter, Sohn und Enkelin rücken zusammen und werden wieder eine Familie. Wird es Hilde gelingen, bis nach Altötting zu kommen und die schwarze Madonna um Hilfe bitten?
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