Drama eines zwischen Idealismus und Zynismus zerrissenen europäischen Arztes, der sich im Herzen Schwarzafrikas verliert.
Seit fast 20 Jahren leben Ebbo (Pierre Bokma) und Vera Velten (Jenny Schily) in verschiedenen afrikanischen Ländern. Ebbo leitet ein Schlafkrankheitsprojekt. Seine Arbeit füllt ihn aus. Vera hingegen fühlt sich zunehmend verloren in der internationalen Community von Yaoundé. Sie leidet unter der Trennung von ihrer Tochter Helen (Maria Elise Miller), die in Deutschland ein Internat besucht. Ebbo muss sein Leben in Afrika aufgeben oder er verliert die Frau, die er liebt.
Aber mit jedem Tag wächst seine Angst vor der Rückkehr in ein Land, das ihm fremd geworden ist. Jahre später. Alex Nzila (Jean-Christophe Folly), ein junger französischer Mediziner mit kongolesischen Wurzeln, reist nach Kamerun. Er soll ein Entwicklungshilfeprojekt evaluieren. Schon lange hat er den Kontinent nicht mehr betreten. Doch statt auf neue Perspektiven trifft er auf einen destruktiven, verlorenen Menschen: wie ein Phantom entzieht sich Ebbo seinem Gutachter.
Ulrich Köhler hat mit seinen ersten Spielfilmen »Bungalow« und »Montag kommen die Fenster« (beide mehrfach ausgezeichnet und im Panorama 2002 bzw. Forum 2006 der Berlinale uraufgeführt) eine eigenwillige und bildintensive Filmsprache entwickelt. Seine Filme untersuchen mit subtilem Humor die deutsche Mittelstandsseele und entwickeln aus der genauen Beobachtung des Alltags einen starken Sog. Mit »Schlafkrankheit« verlässt er den Schauplatz seiner ersten Filme, die hessische Provinz, und macht thematisch und dramaturgisch einen neuen Schritt.
»Schlafkrankheit« ist eine spannende, genrehafte Erzählung, welche die Tiefen einer Figur erforscht und dem Publikum einen intimen Blick in das Seelenleben seiner Protagonisten gewährt.
(farbfilm verleih)
Keine Bilder von rosa Flamingos, romantischen Sonnenuntergängen oder weiten Savannen: Regisseur Ulrich Köhler schaut unter die pittoreske Oberfläche, dorthin wo Korruption blüht, die Gier nach Subventionen und selbst die typische Kleidung aus China stammt. Er zeigt kein Gutmensch-Afrika, sondern ein Afrika wie eine schmerzende Wunde.
Seit über 20 Jahren leben Ebbo und Vera Velten auf dem schwarzen Kontinent, wo der Mediziner die Schlafkrankheit bekämpft. Während er seinen Job dort nicht aufgeben möchte, will sie zurück, auch wegen der 14-jährigen Tochter. Velters verspricht, schnell nachzukommen. Dann ein Sprung – drei Jahre später soll Alex Nzila, ein junger schwarzer Mitarbeiter der WHO aus Paris Velters Arbeit evaluieren und stößt auf ein verrottetes Krankenhaus mit nur einem Patienten. EU-Gelder wurden veruntreut, der Doktor, inzwischen mit einer Einheimischen liiert, ist ein weißes Wrack, das auf ein determiniertes Schicksal zusteuert.
Ulrich Köhler, der in »Bungalow« und »Am Montag kommen die Fenster« von Fluchten im eigenen Land erzählt, zeigt hier die Flucht vor der mickrigen Existenz in Deutschland. Während die erste Hälfte sich auf die Figur von Velten konzentriert, rückt in der zweiten der europäisch und urban geprägten Nzila mit kongolesischen Wurzeln in den Fokus. Die beiden Männer ergänzen sich wie zwei Seiten einer Medaille. Der in Frankreich Aufgewachsene fühlt sich unwohl auf dem Kontinent seiner Vorfahren, der Deutsche versucht, sich mit aller Macht zu assimilieren und rutscht nur immer mehr in die Rolle des Außenseiters. Beide eint ihre Hilflosigkeit.
Köhlers Afrika ist oft feindlich in Dunkelheit getaucht, in vielen Einstellungen blitzen nur die Taschenlampen, die nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit geben. Zwischen Postkolonialismus, Idealismus und Zynismus verliert sich die Hauptfigur. Es sind die zwei unterschiedlichen, aber immer eurozentrischen Perspektiven, die den Vertreter der Berliner Schule interessieren und die Beiläufigkeit.
Durch den ständigen Topic-Wechsel sinkt beim Betrachter das Interesse, die emotionalen Abgründe werden nur angerissen oder angedeutet. Der Blick ins abgründige Seelenleben und das Nachspüren individuellen Scheiterns gelingt nicht immer, aber im Gedächtnis bleiben beeindruckende Bilder eines Afrikas als Ort privater und politischer Widersprüche, die Naivität des Westens und eine aufregend authentische Geräuschkulisse.
(farbfilm verleih)
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