1957 steht in San Francisco ein amerikanisches Meisterwerk vor Gericht. Angeklagt ist »Howl«, das Gedicht von Allen Ginsberg (James Franco), das seinen Autor schlagartig bekannt gemacht hat. Gerade erschienen, wird die ohnehin kleine Auflage von der Polizei beschlagnahmt und der Verleger muss sich wegen Verbreitung obszönen Schrifttums vor Gericht verantworten. Das überraschende und leidenschaftliche Urteil gilt bis heute als Geburtsstunde der Beat-Generation und der amerikanischen Gegenkultur.
Die juristische Verhandlung des Vorwurfs literarischer Obszönität im prüden Amerika der 50er Jahre, die Offenbarungen eines avantgardistischen Künstlers, der auf der Suche nach Liebe und Erlösung Mauern einreißt und ein fantastisch animierter Trip durch ein prophetisches Meisterwerk, das für den Aufruhr einer ganzen Generation sorgte: Drei ineinander verwobene Ebenen verdichten sich in Robert Epsteins und Jeffrey Friedmans »Howl« zu einem facettenreichen, genreübergreifenden Porträt. »Howl« – ein »Geheul«, das in der ganzen Welt gehört wurde.
(Pandora Filmverleih)
1957 wurde in San Francisco einem amerikanischen Meisterwerk der Prozess gemacht. »Howl« ist ein dokumentarischer Spielfilm über diesen entscheidenden Moment in der Entstehung der Gegenkultur. Die Geschichte wird hauptsächlich durch drei ineinander verwobene Stränge erzählt: Die Gerichtsverhandlung, Spielszenen mit dem jungen Allen Ginsberg (James Franco) und das Gedicht selbst, von Zeichner und Ginsberg-Mitarbeiter Eric Drooker als Beat-Fantasie animiert und vom Komponisten Carter Burwell vertont. Die genreübergreifende Form des Films spiegelt die faszinierende Originalität des Gedichts
wider.
Die nachgespielte Gerichtsverhandlung ist einer der Erzählstränge des Films und setzt sich mit Themen auseinander, deren Bedeutung bis heute nachklingt: Definitionen des Begriffs Obszönität, die Grenzen der freien Meinungsäußerung und das Wesen der Kunst. Der Verteidiger ist Jake Ehrlich (Jon Hamm), ein damals prominenter Bürgerrechtsanwalt. Staatsanwalt Ralph McIntosh (David Strathairn) versucht nachzuweisen, dass das Werk obszön ist, während er sich erfolglos bemüht es zu verstehen.
Zeugen der Anklage sind eine Englischlehrerin (Marie-Louise Parker), die das Gedicht obszön findet und ein Professor (Jeff Daniels), der eine sehr ausschließliche Vorstellung davon hat, was gutes Schreiben ist und was nicht. Die Verteidigung hat Intellektuelle (Treat Williams, Alessandro Nivola) vorladen lassen, die die kulturellen und künstlerischen Meriten des Werks hervorheben. Der konservative Richter Clayton Horn (Bob Balaban) kommt schließlich zu einem überraschend leidenschaftlichen Urteil.
In einem erdachten Interview sinniert der junge Ginsberg in Rückblenden über seinen eigenen kreativen Prozess und den persönlichen Kampf und die Befreiungsversuche, die er durchleben musste. Und das Gedicht selbst wird zu einer lebhaften Animation – eine imaginierte Reise durch den Geist des Künstlers.
(Pandora Filmverleih)
So grundverschiedene Charaktere sie waren, so sehr ergänzten sie sich und ihre Themen: William S. Burroughs (1914-1997), dem direktesten von ihnen, ist es wie keinem anderen Autor gelungen Wahnsinn und Außenseitertum unter einem so rauschendem Wortkostüm zu vereinen. Der Cut-Up von »Naked Lunch»verbildlicht eben diesen Rausch, die Ekstasen, Gedanken und den Wahnsinn dahinter.
Jack Kerouac (1922-1969), seine ekstatische Beschreibung des Lebens der heimatlosen Außenseiter, seine rauschhafte Sprache zeugen von seiner unersättlichen Lebensgier. Jack ist nicht alt geworden. Ist »Howl« die Hymne, so ist »On The Road« das Manifest der Beat Generation.
Allan Ginsberg (1926-1997), war als Sohn einer aktiven Kommunistin, als jüdischer homosexueller Kosmopolit, die Antithese des amerikanischen Traums jener Zeit. Er war der Stille, Introvertierte, der Melancholiker der Gruppe und schrieb nur Gedichte. Die Gruppe der Beat Generation und bekannten Beatniks wurde größer und Neal Cassady, Ed Dorn, Bob Dylan, Norman Mailer, Janis Joplin, Jim Morrison, Charles Plymell, Bob Kaufman, Henry Miller und viele andere bekannten sich zu ihr.
Nicht zu übersehen ist dabei, dass die Beat Generation und ihre Erben und Apologeten, in der Tiefe ihrer Herzen Romantiker und amerikanische Patrioten waren, die für das alte, vielleicht schon altmodische Ideal der Freiheit kämpften, das hinter dem Konformismus des amerikanischen Wohlstandes fast verschwunden war und ist.
55 Jahre sind inzwischen seit Ginsbergs legendärer Lesung vergangen. Kein Text hat den Nerv einer Generation und eines Landes so exakt getroffen, wie der schier ungebremste Strom von Versen in drei Teilen auf neun eng beschrieben Schreibmaschinenseiten, der über den Albtraum der amerikanischen Großstadt und den Moloch der modernen Gesellschaft zum Wahnsinn führt. Der Text ist voller kryptischer Anspielungen auf private Anekdoten, spirituelle Erfahrungen und politische Verhältnisse, dass man sich auch heute noch nicht vorstellen kann, dass er eine so elektrisierende Wirkung haben konnte, dass seine Weltauflage heute weit über einer Million liegt.
»Ginsberg brachte es fertig, den sprachlichen Atem von Walt Whitman mit den rhythmischen Kaskaden des Bebob zu verbinden und so die Wurzeln, die Gegenwart und die Zukunft der amerikanischen Kultur in Einklang zu bringen«, meint Andrian Kreye. Und der Literaturwissenschaftler David Lawrence, den Kreye zitiert, spricht aus eigener Erfahrung, wenn er sagt: »Das war das erste Mal in der amerikanischen Lyrik, dass man ein Gedicht fühlen konnte, ohne es zu verstehen.«
»Allen Ginsberg hat Zeit seines Lebens nie mehr die Größe seines epochalen Gedichtes erreicht. Doch das Erbe von ‚Howl’ lebte weiter. Man findet seinen Atem in den Texten von Bob Dylan genauso wieder, wie in den Reimkaskaden von Rappern wie Rakim und Mos Def, in der Prosa von Rainald Goetz, in den Theatertexten von Albert Ostermaier und in der Slam Poetry ...
Mit jedem Raptext, jedem Rocksong, jedem jungen Roman, jedem unabhängigen Film begibt sich eine neue Generation von Hipstern auf die Suche nach jenen mystischen Momenten der Erkenntnis. Eine Suche, die nie zum Ziel führt. Oder wie es Mick Jagger und Keith Richards formulierten, die die Essenz von ‘Howl’ zehn Jahre später auf einen Satz und acht Akkorde reduzierten: ‘I Can’t Get No Satisfaction’.«
(Pandora Filmverleih)
» Amazon-Direktlinks: Alle Infos zu
James Franco , Mary-Louise Parker , Jon Hamm , Treat Williams und
Howl – Das Geheul
bei Amazon.de ansehen.
|