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»Derek« ist ein Dokumentarfilm von Tilda Swinton und Isaac Julien über den 1994 verstorbenen Künstler und Filmemacher Derek Jarman. Ein Brief, aus dem Off vorgelesen von Tilda Swinton und ein bislang unveröffentlichtes Interview von 1991 bilden das Zentrum des Porträts über den avantgardistischen Filmemacher, Maler und Auto Derek Jarman. Dazu abwechselnd werden Videoszenen von Jarman selbst und seiner Familie eingespielt, die zu einem umfassenden Gesamtbild beitragen. Der Zuschauer erfährt Details aus Jarmans Kindheit, über seine Eltern und nicht zuletzt seinen Aktivismus, der sich in provokanten Filmen wie »Jubilee« oder »Sebastien« unter den Themen Punk oder Homosexualität spiegelte. (VideoMarkt)
Schauspielerin und in diesem Fall Produzentin Tilda Swinton (»Burn after Reading«) stand, ebenso wie Regisseur Isaac Julien, Derek Jarman in seinem künstlerischen Schaffen besonders nahe. Julien, selbst bekannt als Medienkünstler, gewann 1991 in Cannes mit seinem Film »Young Soul Rebels« den Preis der Semaine de la Critique für den besten Spielfilm. Tilda Swinton spielte 1985 erstmals in einem von Derek Jarmans Filmen mit, »Caravaggio«, worauf sieben weitere gemeinsame Projekte folgten, u.a. »Edward II« (1991), für den sie in Venedig den »Coppa Volpi« erhielt. (Blickpunkt:Film)
Derek Jarman machte aus seinem Leben ein Fest, zu dem alle eingeladen waren. Der Maler, Autor, Gärtner, Aktivist und – vor allem – Filmemacher hatte eine besondere Ausstrahlung auf seine Zeit. Seine engste Verbündete Tilda Swinton und Isaac Julien, der sein künstlerisches Erbe antrat, haben sich zusammen getan und für »Derek« seine Kunst und sein Leben wieder auf die Leinwand gebracht. (Edition Salzgeber)
Ein Off-Kommentar. Tilda Swinton beginnt ihren »Letter To An Angel« vorzulesen, einen eindringlichen und verführerischen Text, geschrieben 2002. Zu diesem Zeitpunkt war Jarman, einer der meistgeliebten und originellsten Künstler Großbritanniens, bereits acht Jahre tot. Ein aufrichtiges und bislang nicht veröffentlichtes Interview, 1991 gedreht mit einem schon von der tödlichen Krankheit gezeichneten Jarman, ist das Herz dieses Films. Der Brief und das Interview sind verwoben mit kaum bekannten Super-8-Filmen des Künstlers und seiner Eltern, Archivmaterial, Ausschnitten aus den Spielfilmen, Popvideos, privaten Aufnahmen und neuen Bildern: Tilda in Dungeness und London, Isaac Julien im Jarman-Archiv.
Über diese drei Stränge treffen wir Derek, den Renaissancemenschen. Den Künstler, Maler, Autor, Aktivisten, Gärtner und – vor allem – Filmemacher. Wir lernen seine Eltern kennen und hören Geschichten aus seiner Kindheit und frühen Jugend, erhalten Hinweise auf seine spätere Karriere durch seinen frühen Umgang mit Leuten wie David Hockney und Patrick Proctor in den Prä-Punk-60s. Nach dem Umzug zur Londoner Bankside produzierte er die selten gezeigten Bankside Studio Filme, ein Skizzenbuch über sein Atelierleben und die schrägen Menschen, mit denen er zusammen arbeitete – und natürlich über die wilden Partys mit Ken Russell und Tennessee Williams. Russell war es auch, der Jarman den ersten Job als Film-Ausstatter verschaffte. Bald darauf entdeckte er das Super-8-Format und dann ging alles ganz schnell.
Erzählen nach Drehbuch war nichts für ihn. Stattdessen bevorzugte er einen zeichnerischen Zugang, schuf vibrierende Montagen aus Bildern und Ideen. 1976 kam mit dem provokanten homoerotischen SEBASTIANE der erste Spielfilm, gefolgt vom respektlosen JUBILEE (1977), einem der allerersten Punk-Filme, der Jarman als Helden des Underground bekannt machte. Jarman konnte gar nicht anders als auf die Gesellschaft zu reagieren, in der er lebte, auf das Land, das bald Thatcher’s Britain wurde. Seine Antwort auf die Eiserne Lady war eine bilderstürmerische Kunst, die die so heilig beschworene britische Identität aus der Erfahrung einer repressiv-chaotischen Gegenwart dekonstruiert.
Parallel zu seiner Filmkarriere arbeitete er mit den wichtigsten Musikern und Künstlern seines Landes zusammen: The Smiths, Throbbing Gristle, Brian Eno, Coil, The Pet Shop Boys, dem Tänzer Michael Clarke. Er produzierte Musikvideos und Installationen für Liveshows. Nach der Aids-Diagnose 1986 und angesichts der sich ankündigenden Blindheit und des unausweichlichen Todes schuf Jarman seine vielleicht schönste Arbeit: BLUE (1993), in dem eine reiche und lebhafte Landschaft von nur einem einzigen visuellen Bestandteil heraufbeschworen wird: Yves-Klein-Blau zu einer poetischen Erzählung.
Im Interview, kurz vor seinem Tod, erleben wir einen euphorischen und aufsässigen Jarman. Da das Produzieren von Filmen für ihn zu aufwändig geworden war, ist er zu seiner ersten Liebe, der Malerei, zurückgekehrt. Ein letzter Blick gilt Jarmans Garten in Dungeness, der im Angesichts eines Kernkraftwerks in widrigsten Wetterbedingungen gedeiht – ein lebendes Denkmal für die Überlebensfähigkeit eines Spirits und einer künstlerischen Vision.
(Edition Salzgeber)
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