Nach sechs gemeinsamen Jahren ist Deans (Ryan Gosling) und Cindys (Michelle Williams) Ehe am Ende. Was als romantische Leidenschaft mit unbedingter Hingabe begann, ist schleichender Ernüchterung gewichen: Aus Liebeserklärungen per Ukulele und Stepptanz wurden banale Streits um Geld, um fehlgeschlagene Ambitionen und um Tochter Frankie (Faith Wladyka).
Wie es so weit kommen konnte, weiß keiner von ihnen. Den Kampf scheinen beide bereits verloren zu haben. Als letzten Rettungsversuch für ihre Ehe verbringen Dean und Cindy eine Nacht in einem Motel, in der sowohl zärtliche Erinnerungen an die erste Zeit als Paar als auch die brutale Gewissheit wach werden, dass sie vor der härtesten Veränderung ihres Lebens stehen.
Vom Suchen, Finden und Verlieren der Liebe: »Blue Valentine« schlägt den gesamten Bogen vom ersten Zauber bis zum letzten Schmerz einer Leidenschaft. Das beim Sundance Filmfestival gefeierte Herzensprojekt von Regisseur Derek Cianfrance porträtiert zwei sehr unterschiedliche Menschen mit einer gemeinsamen Sehnsucht, die sie dennoch an den Höhen und Tiefen moderner Beziehungen verzweifeln lässt.
Die Oscar-nominierten Schauspieler Michelle Williams (»Brokeback Mountain«) und Ryan Gosling, Golden Globe-Gewinner für »Half Nelson«, brillieren in diesem intensiven Liebesfilm, der roh und direkt entscheidende Fragen stellt: Wie beständig kann ein Versprechen sein? Kann Verzweiflung die Liebe retten?
In Rückblenden erzählt »Blue Valentine« von der Wahrheit hinter der Love Story und der Zerbrechlichkeit von Erwartungen. Seine ehrliche Beobachtung, präzises Interesse an den Charakteren und die überwältigende Leistung der Schauspieler, die Michelle Williams ihre zweite Oscar-Nominierung einbrachte, machen diese Szenen einer Ehe zu einem Film von seltener Gefühlstiefe und schrecklicher Schönheit – ein Kinoerlebnis, dessen Bilder und Emotionen noch lange nachhallen.
Frühmorgens in einer amerikanischen Kleinstadt: Die kleine Frankie sucht nach ihrem verschollenen Hund und wird von ihrem Vater getröstet. Gemeinsam wecken sie die verschlafene Mutter. Bereits am Frühstückstisch wird jedoch deutlich, dass die Idylle trügt: Während Dean mit seiner Tochter herumalbert, ist Cindy für die Organisation des Alltags zuständig. Neben Familie und Hausarbeit absolviert sie ein Medizinstudium, während Dean als Handwerker arbeitet. Ihre Mehrfachbelastung lässt sie Dean bei jeder Gelegenheit spüren, während dieser den Spaß in der Beziehung vermisst.
Vier Jahre zuvor sah dies anders aus. Der talentierte Musiker Dean arbeitet als Umzugshelfer in New York und lernt bei einem Job in einem Altersheim Cindy kennen, die dort ihre geliebte Großmutter besucht. Die erste Zeit ist voller Romantik: Bei einem nächtlichen Spaziergang mit Musik und Stepptanz-Einlage kommen sich die beiden näher, und auch, als Cindy erfährt, dass sie von ihrem Exfreund Bobby schwanger ist und fast eine Abtreibung vornehmen lässt, steht Dean bedingungslos zu ihr. Da sie eher unglückliche Familienverhältnisse verbinden, idealisieren sie ihre Zweisamkeit und gehen direkt aufs Ganze: Sie heiraten und gründen eine Familie.
Vier Jahre später interpretiert Cindy Deans lockere Lebenseinstellung und seinen jungenhaften Charme jedoch als mangelnde Ambition und Unzuverlässigkeit und hat sich emotional von ihm entfremdet. Dean, der dies deutlich spürt, jedoch meistens verdrängt, versucht, die Ehe zu retten. Seine Bemühungen münden in einen skurrilen Trip: Nach einem Streit im Auto – Bobby ist wieder in der Stadt – verbringen die beiden in einem futuristisch eingerichteten Hotelzimmer eine alkoholisierte Nacht, in der sich der ganze unterdrückte Frust Bahn bricht.
Cindy fühlt sich konstant missverstanden und körperlich bedrängt, während Dean an der Zurückweisung leidet. Ein Spiel aus verzweifelter Anziehungskraft und automatisiertem Unverständnis beginnt, bis Cindy das Hotel vorzeitig zum Dienst im Krankenhaus verlässt. Als später der wütende Dean auftaucht und ihr eine Szene macht, bringt dies für Cindy das Fass zum Überlaufen: Sie trennt sich von Dean, dem Mann, in den sie sich einst verliebte, als er ihr mitten in der Nacht auf der Straße ein Ständchen mit der Ukulele brachte ...
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