Es könnte doch alles so schön sein! Kurz bevor sie 37 wird, bekommt Marie doch noch das, was sie immer wollte: einen Heiratsantrag. Ihre Träume von Ehe, Familie und einem Häuschen mit Carport und Komposthaufen scheinen sich endlich zu erfüllen. Aber als sie gerade »Ja!« sagen will, geschehen ausgesprochen merkwürdige Dinge:
Ihre Tante verglüht um Mitternacht in einem Feuerball – was sie allerdings nicht daran hindert, Marie weiter mit unbequemen Lebensweisheiten zu verunsichern.
Ihre beste Freundin hat einen prominenten Geliebten und vertritt den beunruhigenden Standpunkt, dass man nicht gleichzeitig treu und glücklich verheiratet sein kann.
Ihre umtriebige Cousine weiß nicht genau, von wem sie schwanger ist.
Ihr schwuler Schulfreund fällt beim Geburtsvorbereitungskurs unangenehm auf und im Kreissaal kommt auch alles ganz anders als erwartet.
Ihr Chef droht mit Kündigung, und Marie fällt vom Stuhl direkt in die Arme eines Mannes mit Brustbehaarung und eigener Talkshow.
Alles ziemlich beunruhigend für eine vernünftige Frau, die Sicherheit mehr liebt als hohe Schuhe, und die bisher dachte, dass sie mit ihrem Leben eigentlich zufrieden sei.
Aber was heißt schon »zufrieden«?;
Vielleicht ist es an der Zeit, endlich unvernünftig zu werden ...
Nein, Blaue Wunder hat Ildikó von Kürthy mit Gabor nicht erlebt. Schwerelos aber hat der Knabe ihr Leben und das ihres Mannes, des Journalisten Sven Michaelsen, auch gewiss nicht gemacht. Babys sind nun einmal so. Auf die Frage, wie sich ihr Leben mit der Geburt ihres ersten Kindes verändert habe, sagte Kürthy im Interview mit WOMAN: »Komplett. Ich schlafe anders, ich denke anders, ich lebe nicht mehr nach meinem eigenen Rhythmus. Mein Kinderwunsch ist erfüllt, ich bin unfreier und freier als jemals zuvor.« Kein Zufall, dass sie in Schwerelos Hildegard Knefs Bonmot zitiert: »Ich habe ein einfaches Rezept, um fit zu bleiben: Ich laufe jeden Tag Amok.«
(Wunderlich Verlag)
Geschafft! Den Antrag nimmt sie an, die Pille setzt sie ab. Rosas vierzigster Geburtstag soll ihr Hochzeitstag werden. Happy End, endlich. Gäbe es da nicht ... die beste Freundin. Betrügt ihren Mann seit anderthalb Jahren aus Überzeugung ... die Cousine. Übergibt sich während einer Beerdigung, ist im sechsten Monat schwanger, weiß aber nicht genau, von wem ... den Schulfreund. Will unbedingt Vater werden, ist schwul, hat sich aber trotzdem schon mal beim Geburtsvorbereitungskurs angemeldet ... und, und, und! Rosa muss plötzlich den Klassiker unter allen Fragen beantworten: Was willst Du eigentlich? (Argon Verlag)
Alles beginnt damit, dass auf dem Grabstein Marie Goldhausens Name steht. Das ist nicht nur »kein guter Anfang« für ihre Lebensgeschichte, sondern vor allem auch ein Irrtum. Denn es ist nicht die 36-jährige Ich-Erzählerin, die da beerdigt wird. Es ist ihre geliebte Tante Rosemarie, deren Namen der Steinmetz einfach falsch geschrieben hat. Kein Wunder: Schließlich hat Maries Mutter nicht nur beim Discount-Sarg gespart, den es bei »traurigaberguenstig.de« im Internet preiswert zu erstehen gab. Auch der Grabstein (Modell »Tower of Trauer«) war ein echtes, aber viel zu schlankes Schnäppchen. Deshalb musste der Steinmetz Vor- und Nachname der Bestatteten trennen. Und bei Rosemarie hat er einfach den Bindestrich vergessen. »Das hat man eben davon, wenn man ich nicht selbst um alles kümmert«, heißt es im Roman Schwerelos.
Für Marie hingegen wird es Zeit, sich endlich um ihr Leben selbst zu kümmern und eine Familie zu gründen. Stark auf die Vierzig zuschlitternd, hat sie endlich einen Heiratsantrag bekommen, die Pille ist abgesetzt. Alles könnte in geordneten Bahnen laufen. Aber Marie hat auch eine tote Tante, die sie noch aus dem Jenseits mit klugen Ratschlägen verfolgt. Sie hat eine Cousine, die nicht weiß, wer der Vater ihres Kindes ist. Sie hat einen schwulen Schulfreund, der endlich Vater werden will. Und sie hat eine Freundin, die ihren Mann mit Leidenschaft betrügt. Aber hat sie in all dem Alltags- und Beziehungschaos ihrer Umgebung auch einen Mann, der zum Gatten taugt?
Seit ihrem Bestseller »Mondscheintarif« gilt die Hamburger Journalistin und Autorin Ildikó von Kürthy laut Welt am Sonntag als »Spezialistin für den schlauen Frauenroman«. Das stimmt nur bedingt. Nicht, dass es den schlauen Frauenroman wegen der darin zwangsläufig zu Tage tretenden Klischees nicht gäbe (schließlich ist nichts so klischeebehaftet wie die Wirklichkeit). Aber »schlau« ist einfach das falsche Attribut. Ildikó von Kürthys Frauenromane sind klug, vor allem aber sind sie witzig. So ist es auch mit Schwerelos. Da muss man als Frau – aber auch als Mann – immer wieder herzlich schmunzeln: eben darum, weil man sich in dem ein oder anderen komischen Klischee selbst wiedererkennt. Beste Unterhaltung also: auf hohem, teils auch hochhackigem Niveau.
(Isa Gerck, Literaturanzeiger)
Ildikó von Kürthy ist Journalistin und Schriftstellerin beim Stern und lebt in Hamburg. Seit ihrem Debüt »Mondscheintarif« führen ihre Romane die Bestsellerlisten an, wurden mehr als vier Millionen Mal gekauft und in 21 Sprachen übersetzt. »Freizeichen«, »Blaue Wunder« und »Höhenrausch« werden derzeit für´s Kino verfilmt. (Wunderlich Verlag)
|