Sarah Kuttner »Mängelexemplar« Kritiken Infos aktuelle Angebote
»Die Psyche ist so viel komplizierter als eine schöne glatte Fraktur des Schädels.«
Karo ist klug, kokett, liebenswert und unnahbar und fällt vollkommen unerwartet in einen Abgrund. Als auch die cleversten Selbsttäuschungen nicht mehr helfen, tritt sie verzweifelt und mit wütendem Humor ihrer Depression entgegen.
Mit bodenloser Leichtigkeit, selbstironisch und überschwänglich erzählt Sarah Kuttner in ihrem Debütroman »Mängelexemplar« von der Verlorenheit, die manches Leben heute aushalten muss.
(S. Fischer Verlag)
Karo lebt schnell und flexibel. Sie ist das Musterexemplar unserer Zeit: intelligent, selbstironisch und liebenswert. Als sie ihren Job verliert, ein paar falsche Freunde aussortiert und mutig ihre feige Beziehung beendet, verliert sie auf einmal den Boden unter den Füßen. Plötzlich ist die Angst da.
Dem Wahnwitz unserer Gegenwart zwischen Partylaune und Panikattacke gibt Sarah Kuttner eine Stimme: vom Augenzwinkern zum Ernstmachen, vom launigen Plaudern zur bitteren Selbstkritik. Lustig und tieftraurig, radikal und leidenschaftlich erzählt sie von dem Riss, der sich plötzlich durch das Leben ziehen kann.
(S. Fischer Verlag)
Charlotte Roche finde ich witzig, so wie ich einst die Marx Brothers witzig fand. Sarah Kuttner dagegen geht mir nahe. (Die Presse)
... genau in dem Stil – easy, locker – ist auch »Mängelexemplar«, das zwar von von Depressionen handelt, aber tatsächlich nicht depressiv, sondern glücklich macht – sondern ein wirklich gutes Buch für den Samstagnachmittag. (WDR Eins live)
Der Roman kann sich wirklich sehen lassen ... Einfühlsam, berührend und gleichzeitig mit viel Witz und Herz ... Glaubwürdig, ergreifend und lustig. (rbb, Radio Fritz)
Karo ist anstrengend. Das gibt sie selber zu. »Ich bin anstrengend«: So heißt es gleich mehrmals am Anfang des Romans »Mängelexemplar«. Und damit auch jedermann versteht, wie anstrengend Karo ist, setzt die ganze nun folgende Geschichte an, es zu beweisen: Karo ohne Job beim Psychiater. Karo mit ihrem mittelmäßigen Freund, den sie verlässt. Karo heulend am Telefon, um ihren Freund, den sie nicht will, (erfolglos) zurückzubekommen. Karo ohne Freund heulend in den Armen – und auf den Knien – ihres besten Freundes. Karo heulend in der Psychiatrie. Und, am Ende, dann doch: Alles wieder gut. Oder vielleicht doch nicht so ganz?
Bei ihrem Erzähldebüt lässt die 30-jährige Musikvideo-Moderatorin und Kolumnistin Sarah Kuttner keinen Zweifel daran, auch wenn die Covergestaltung eine andere Sprache spricht: Nicht ihr Buch, sondern dessen Protagonistin ist das Mängelexemplar. Aber auch Kuttners Roman hat Schwächen, und die haben eben mit der psychologischen Ausgestaltung der Hauptfigur zu tun. Denn Karo ist zwar sympathisch und chaotisch, aber sie hat nicht das mindeste Geheimnis mehr. Alles über ihr Wesen wird in der Ich-Perspektive durch Selbstreflexionen aufgeschlüsselt, nichts entwickelt sich aus der Geschichte selbst. So will man als Psychiater im offenen Buch einer Patientin lesen. Aber von einem Roman erwartet man als Leser schon ein bisschen mehr.
Vielleicht ist dieses »mehr« aber gar nicht so wichtig. Denn Karo ist eine kluge, witzige, beizeiten auch selbstironische junge Frau, und Kuttner ist eine mindestens ebenso kluge und witzige wie genaue Beobachterin der kleinen Schwächen postmoderner Menschen um die Dreißig. Das findet sich auch im Duktus von »Mängelexemplar« wieder – etwa da, wo er die anglizismisierte Computersprache (gedownloaded) in die Beschreibung eines Abendessens (»geabendbrotet«) transformiert. So sollte man Mängelexemplar trotz aller Mängel trotzdem lesen. Schlecht unterhalten wird man nämlich nicht.
(Isa Gerck, Amazon)
Sarah Kuttner wurde 1979 in Berlin geboren und arbeitet als Moderatorin. Sie wurde mit ihren Sendungen »Sarah Kuttner – Die Show« (VIVA) und »Kuttner.« (MTV) bekannt und arbeitete mehrfach für die ARD. Zuletzt war sie dort mit »Kuttners Kleinanzeigen« zu sehen. Ihre Kolumnen für die Süddeutsche Zeitung und den Musikexpress wurden im Fischer Taschenbuch Verlag veröffentlicht.
Bisher sind dort »Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens« und »Die anstrengende Daueranwesenheit der Gegenwart« erschienen. Sarah Kuttner lebt immer noch und gern in Berlin, »Mängelexemplar« ist ihr erster Roman.