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»In jedem Leben kommt der Augenblick, in dem die Zeit einen anderen Weg geht als man selbst. Man lässt die Mitwelt ziehen.«
Der Knacks, das ist der Moment, in dem das Leben die Richtung wechselt und nichts mehr ist wie zuvor. Aber mehr noch als die großen Brüche interessieren Roger Willemsen in seinem brillanten Essay die fast unmerklichen, namenlosen Veränderungen: die feinen Haarrisse in einer Beziehung, das Altern von Menschen, Städten, Kunstwerken, die Enttäuschung, der Verlust, die Niederlage – die unaufhaltsame Arbeit der Zeit. (S. Fischer Verlag)
Roger Willemsen erkennt den »Knacks« in der Landschaft und unseren Städten, in Armut und Obdachlosigkeit, im 11. September und dem Lager von Guantánamo. Der Knacks ist in der Welt, aber der Knacks ist auch in uns – in unserem Scheitern so sehr wie in unseren vermeintlichen Siegen.
Ausgehend von der sehr persönlichen Erinnerung an den Tod seines Vaters, diagnostiziert Willemsen den Knacks, mit dem wir die Kindheit verlassen, und den, den uns die Liebe zufügt. Der Knacks ereilt Helden und Verlierer, Paare und Einzelgänger, der Knacks ereilt uns, beim Gang durch die Zeit: Wann wurde man nicht, was man hätte sein können? Wie sollten wir all das kennen, was wir haben, bevor wir es verlieren? Sind wir überhaupt noch anwesend in unserem Leben, und warum sitzt selbst im Glück der Knacks?
So betrachtet ist der Knacks weniger der harte Bruch im Leben als der unmerkliche Übergang. Immer und überall geht er vonstatten, in uns und um uns herum: eine Farbveränderung ins Dunkle, ein Abfallen der Temperatur, ein Wechsel von Dur zu Moll. Es kann der Einzug der Enttäuschung sein oder des Alters, der Moment, in dem etwas an sein Ende gelangt und sich am Horizont zum ersten Mal der Tod zeigt. Nicht wie ein Sprung markiert dieser Knacks sein Objekt, sondern wie die Risse in der Oberfläche eines alten Bilds.
(S. Fischer Verlag)
Roger Willemsen, geboren 1955, studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Bonn, Florenz, München und Wien. 1991 kam er zum Fernsehen, wo er vor allem Interview- und Kultursendungen moderierte und Dokumentarfilme produzierte. Er führte über zweitausend Interviews und drehte zahlreiche Künstler-Porträts. Seine Bücher, darunter die Bestseller »Deutschlandreise«, »Gute Tage«, »Kleine Lichter« und »Afghanische Reise«. Literaturpreise und Auszeichnungen: u.a. Bayerischer Fernsehpreis 1992 und Adolf-Grimme-Preis in Gold 1993. (S. Fischer Verlag)
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