Erbin, Mutter, Rebellin: »Das Buch der Königin« ist ein großer Roman um Königin Konstanze, der heimlichen Schlüsselfigur der Stauferdynastie.
Es ist die berühmteste Geburtsszene des Mittelalters: Konstanze, Frau des deutschen Kaisers Heinrich VI., vierzigjährig, als unfruchtbar verschrieen, hochschwanger. Um jeden Preis muss sie die Legitimität ihres Kindes sicherstellen. Und so bringt sie ihren Sohn öffentlich, auf dem Marktplatz von Jesi, zur Welt. Die Nachwelt kennt sie als Mutter des Stauferkaisers Friedrich II. Aber welcher Weg liegt wirklich hinter Konstanze von Sizilien? Wem gehört ihre Treue: ihrer Heimat Sizilien oder ihrem Mann, dessen Grausamkeit sie entsetzt?
Sabine Weigand erzählt das Leben einer Frau, deren Träume ganze Königreiche umfassen ...
Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist Historikerin und arbeitet als Ausstellungsplanerin für Museen. Dokumente aus Nürnberg waren der Ausgangspunkt ihres Romans »Das Perlenmedaillon«, das wahre Schicksal einer Osmanin am Hof August des Starken liegt dem Roman »Die Königsdame« zugrunde. In »Die Seelen im Feuer« bilden die Hexenakten von Bamberg die historische Romanvorlage, bei ihrem ersten Roman »Die Markgräfin« war es die reale Geschichte der Plassenburg bei Kulmbach, bei »Die silberne Burg« die Bestallungsurkunde einer jüdischen Ärztin, in »Die Tore des Himmels« das Leben der Hl. Elisabeth und in »Das Buch der Königin« das Schicksal der Konstanze von Sizilien.
Interview mit Sabine Weigand
Cordelia Borchardt: In Ihren Romanen sind die Hauptfiguren historisch real dokumentierte Personen. Warum?
Sabine Weigand: Ganz einfach: Weil mir die historische Wahrheit wichtiger ist als die Fiktion. Und nichts ist authentischer als eine Hauptfigur, die es wirklich gegeben hat. Das erschwert natürlich die Suche nach neuen Themen – es ist viel leichter, eine Figur zu erfinden, als eine zu entdecken, deren Leben genug Stoff für einen Roman liefern kann. Mich fasziniert, wenn Frauen sich aus der ihnen damals vorgegebenen Rolle befreien, wenn sie sich quasi über ihre Zeit hinausheben.
Es ist gar nicht so einfach, solche historischen Frauengestalten zu finden. Dabei darf keine Protagonistin entstehen, die quasi eine »moderne« Frau mitten im Mittelalter ist, das wäre absolut unglaubwürdig. Also interessiert mich als Vorbildfigur für eine Romanheldin eine Frau, die im Denken und Handeln schon noch im damaligen »Zeitgeist« verhaftet ist, die aber Fragen stellt, kritisch ist und stark genug, eigene Wege und Antworten zu finden, sich evtl. sogar aufzulehnen. So wie die Markgräfin in meinem ersten Roman z.B., die nicht mehr Objekt der Heiratspolitik ihrer Familie sein will. Oder die Helena im »Perlenmedaillon«, die sich von ihrem gewalttätigen Mann scheiden lassen will. Das sind Charaktere, die mich fesseln und die ich gerne romanhaft verarbeite.
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