Ein Pfälzer Weindorf, zwei US-Giganten und ein Dokumentarfilmteam: Die »Kings of Kallstadt« erzählen die Geschichte von Dorfliebe und Größenwahn und gehen einer spannenden Fragen nach: »Kann es Zufall sein, dass die Vorfahren von Immobilien-Tycoon Donald Trump und der Heinz-Tomaten-Ketchup-Dynastie aus dem gleichen kleinen Dorf stammen? Oder gibt es ein Kallstadt-Gen?« Aus dem 1200 Seelen großen Kallstadt stammt auch Regisseurin Simone Wendel.
Sie hat sich gemeinsam mit Mario A. Conte und Thomas Theo Hofmann als Produzenten auf filmische Spurensuche begeben, die aus der Pfalz, über den »großen Teich« nach New York und an die Niagara-Fälle führte. Selbst die Oscar prämierte Produzentin Kathleen Glynn fand diese Geschichte so unglaublich charmant, dass sie zur Mentorin und Beraterin des Projekts wurde. Ein Interview mit Donald Trump im 26sten Stock des Trump Tower auf der Fifth Avenue in New York? Obwohl es von bekannten US-Dokumentarfilmkollegen von vornherein als sehr schwer prophezeit wurde, überhaupt ein Interview mit »The Donald« zu bekommen, hat Simone Wendel alles richtig gemacht.
Auf der Suche nach den Wurzeln und mit Kuchen und Wein bewaffnet, wie das bei einem Familienbesuch eben gemacht wird, öffnete sie die goldenen Türen des Trump Towers und das Herz ihres berüchtigten Interviewpartners. So ist es wohl auch zu erklären, dass Donald Trump aus den zehn Minuten Gespräch eine Dreiviertel Stunde machte. Richtig ergriffen war der Immobilien-Gigant vom Bild des Kallstadter Häuschens, in dem sein später ausgewanderter Großvater gelebt hatte.
Welch starker Faktor der Gemeinschaftsgeist darstellt, wurde beim größten Abenteuer des Films deutlich: Der Reise der 35 Kallstadter zur Steuben-Parade in New York. Die findet für Pfälzer Winzer zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt überhaupt statt: Mitten in der Weinlese und zeitgleich mit dem Wurstmarkt. Trotzdem eiste sich los, wer immer irgendwie konnte. Mit dem ihnen eigenen Improvisationstalent wurde für das deutsche Defilee über die Fifth Avenue ein Beitrag ermöglicht.
In Winzerkitteln, mit Weinprinzessin, aufblasbarem Saumagen und dem Weingott Bacchus, der trotz des US-Verbotes echten Wein ausschenkte, flogen den Kallstadtern die Herzen der New Yorker zu. Eine Herausforderung auch für das Filmteam, die wilde Truppe zusammenzuhalten und immer am richtigen Ort und zur Stelle zu sein, um die ganz besonderen Momente einzufangen. Joker waren Kameramann Tom Schneider und Tonmann Giovanni Zeitz mit ihrer Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, sodass die Kallstadter in jeder Sekunde authentisch bleiben konnten, um die kleinen alltäglichen Dorfmomente zu erhaschen.
Die besten Bilder entstehen dennoch oft unverhofft. So geschehen an den Niagara-Fällen. Dort wollte das Filmteam eigentlich gar nicht hin, beugte sich aber dem Wunsch der Kallstadter. Und da standen sie nun, eng aneinander gedrängt unter der Wassergischt, in die roten Heinz-Regenponchos gehüllt, inmitten all der blauen Ponchos der anderen Touristen. Kann es für »Kings of Kallstadt« ein schöneres Bild für Gemeinschaftsgefühl geben?
|