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Marie macht einen auf naiv und fragt, was denn in Vaters Brief stehe. »Er hat sich verwahrt«, sagt Mutter brüsk in perfektem Hochdeutsch. »Wir nehmen von Ratschlägen aller Art höflichst Abstand.« Dann mustert sie Marie misstrauisch von der Seite. »Dass de ja nisch sachst, was wir hier redn. Sonst kaaste was erleem.«
In ihrem Debütroman »Vuchelbeerbaamland« stellt sich Reglindis Rauca der NS-Vergangenheit ihres Großvaters und dem langen Schweigen ihrer Familie – das schwierige Erwachsenwerden zwischen DDR-Ideologie und christlichem Elternhaus.
1982 wurde der ehemalige SS-Hauptscharführer Helmut Rauca wegen Mordes an über 10.000 litauischen Juden angeklagt und von Kanada an die Bundesrepublik Deutschland ausgeliefert. Zu diesem Zeitpunkt lebte seine Enkelin Reglindis Rauca mit ihrer Familie im sächsischen Plauen und wusste nichts von den Verbrechen ihres Großvaters, obwohl dieser durch Briefe und Fotos in ihrer Kindheit präsent war.
Marie hat rote Haare und fühlt sich wie ein Hexenkind. Als phantasievoller Wildfang wächst sie im idyllischen Vogtland auf. Stoisch blendet die liebevolle, aber strenge Mutter alles aus, was über den engsten Familien- und Kirchenkreis hinausgeht. Der Vater erzieht die Kinder warmherzig, aber voll unterschwelliger Wut auf »die Roten«. Von den Mitschülern als »Spinnerin« geächtet und in der Familie immer wieder aneckend, sucht Marie nach Orientierung und findet diese mal in der Kirche, mal in der staatlichen Ideologie. Da wird ihr ohnehin schwankendes Weltbild grundlegend erschüttert, als der in Kanada lebende Großvater in aller Öffentlichkeit an die BRD ausgeliefert wird und sie erfährt, dass ausgerechnet jenes Familienmitglied, das für sie zum Symbol der Freiheit geworden ist, ein international gesuchter SS-Verbrecher ist.
»Vuchelbeerbaamland« (dialektale Aussprache von »Vogelbeerbaumland« und Ausdruck der Autorin für die landschaftliche Idylle der Region sowie für die Engstirnigkeit der dortigen Menschen) erzählt in spielerisch-origineller, die überbordende Vorstellungskraft der Protagonistin reflektierender Sprache und mit oft beißendem Humor nicht nur eine Geschichte vom Erwachsenwerden im deutschen Osten, sondern von der überall schwierigen und konfliktreichen Suche nach einer Identität in der Vielschichtigkeit und Brüchigkeit der Systeme.
(Mitteldeutscher Verlag)
Irgendwie stimmt es von Anfang an nicht. Marie hat rote Haare und fühlt sich wie ein Hexenkind. Als ebenso widerspenstiger wie unsicherer Wildfang wächst sie im idyllischen Vogtland auf. Stoisch blendet die Mutter alles aus, was über den engsten Familien- und Kirchenkreis hinausgeht, der Vater erzieht die Kinder warmherzig, aber voll unterschwelliger Wut auf die Roten. Man verhält sich unauffällig, Marie jedoch fällt aus dem Rahmen. Bei den Mitschülern unbeliebt und in der eigenen Familie immer wieder aneckend, leuchtet ihr einfach nicht ein, was an der staatlichen Ideologie so schlecht sein soll.
Bis ihr Weltbild grundlegend erschüttert wird, als der in Kanada lebende Großvater an die BRD ausgeliefert wird und Marie erfahren muss, dass das einzige Familienmitglied, dem sie sich wirklich verwandt fühlte, ein international gesuchter SS-Verbrecher ist. Vuchelbeerbaamland erzählt auf originelle Weise nicht nur eine Geschichte vom Erwachsenwerden im deutschen Osten, sondern von der überall schwierigen und konfliktreichen Suche nach Orientierung und Identität in der Vielschichtigkeit und Brüchigkeit der Systeme.
(Mitteldeutscher Verlag)
Für ihr Erstlingswerk »Vuchelbeerbaamland« erhält die 1967 in Plauen geborene Autorin den mit 4.000 Euro dotierten Förderpreis für Literatur der Landeshauptstadt Düsseldorf 2008. Die Preisverleihung findet im Dezember statt. In ihrem Roman beschreibt die heute in Düsseldorf lebende Reglindis Rauca das schwierige Erwachsenwerden zwischen DDR-Ideologie und christlichem Elternhaus.
Als der ehemalige SS-Hauptscharführer Helmut Rauca 1982 wegen Mordes an über 10.000 litauischen Juden angeklagt und von Kanada an die Bundesrepublik Deutschland ausgeliefert wurde, lebte seine Enkelin Reglindis Rauca mit ihrer Familie im sächsischen Plauen und wusste nichts von den Verbrechen ihres Großvaters, obwohl dieser durch Briefe und Fotos in ihrer Kindheit präsent war. »Vuchelbeerbaamland« erzählt in spielerisch-origineller Sprache und mit oft beißendem Humor nicht nur eine Geschichte vom Erwachsenwerden im deutschen Osten, sondern von der überall schwierigen und konfliktreichen Suche nach einer Identität in der Vielschichtigkeit und Brüchigkeit der Systeme.
(Mitteldeutscher Verlag)
Reglindis Rauca, geboren 1967 in Plauen, lebt in Düsseldorf. Ausbildung zur Krankenpflegerin in Dresden, Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin, seither Engagements an verschiedenen Theatern und freiberufliche Tätigkeit als Werbetexterin und Grafikerin. »Vuchelbeerbaamland« ist ihr erster Roman. (Mitteldeutscher Verlag)
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