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In »Dschungelkind« erzählte Sabine Kuegler ihre faszinierende Lebensgeschichte – jetzt ist sie in das Paradies ihrer Kindheit, das sie vor 15 Jahren verließ, zurückgekehrt und schildert in ihrem neuen Buch »Ruf des Dschungels« ihre Erlebnisse und ihre Suche nach der eigenen Identität. (buchreport.de)
Seit Sabine Kuegler den Dschungel verlassen musste, hat sie das Heimweh gespürt, eine Sehnsucht, die ständig in ihr brannte. Nun kehrt sie zurück in das Paradies ihrer Kindheit, um für sich herauszufinden: Wo gehöre ich hin? Wer bin ich eigentlich, Fayu oder Deutsche? 15 Jahre ist es her, dass sie »das Dschungelkind« war und unter den Fayu gelebt hat, einem vergessenen Stamm von Kannibalen in West-Papua. Hier war sie glücklich, hat gefühlt und gehandelt wie eine Eingeborene. Nun kehrt sie zurück an den magischen Ort ihrer Kindheit. Doch das Paradies von einst gibt es so nicht mehr. Was das Kind nicht wissen konnte, erlebt die erwachsene Frau in schmerzhafter Bewusstheit: Das abgeschiedene Leben der Fayu ist bedroht, die Zivilisation unaufhaltsam auf dem Vormarsch, mächtige wirtschaftliche Interessen drängen den Dschungel immer weiter zurück und gefährden das Leben der Ureinwohner. Und Sabine Kuegler erkennt: Sie muss das Kind in sich zurücklassen, um den Ort und die Menschen ihrer Kindheit zu retten. Doch der Abschied von der Unschuld enthält auch ein Versprechen: die Ankunft im Land ihrer Träume. (Droemer Knaur Verlag)
Dieses Dilemma war abzusehen. Allein die Ankündigung einer Fortsetzung von Sabine Kueglers Erfolgsbuch »Dschungelkind« trieb dem Rezensenten den Schweiß auf die Stirn. Hatte er nicht vor nunmehr fast zwei Jahren fasziniert den Lebensweg dieser jungen Frau bestaunt, die bei dem Stamme der Fayu in Westpapua aufgewachsen war und nun, zurück in Deutschland, ihren Bericht aus einer fremden Welt vorlegte? Gewiss, der missionierende Vater, dessen Auftrag und Bestimmung im Dunkeln lagen, befremdete einigermaßen. Doch wie bald nach Veröffentlichung des Buches in den kritischen deutschen Medien aufklärerisch wütend die Macheten über den Köpfen der Kueglers geschwungen wurden, dürfte den kriegerischen Fayu in nichts nachgestanden haben.
Nun steht der leise Zweifel im Raum, ob man sich an den exotischen Impressionen und Robinsonaden einer Familie ergötzt hatte, die mit ihrer Wycliff’schen Bibelübersetzungsmission den indonesischen Machthabern das Eroberungsfeld erst recht mitbereiten half.
Sabine Kuegler ist eine clevere Frau. Vielleicht ein regelrechtes Vermarktungsgenie, wie die FAZ vom März 2005 in ihrem Artikel »Buchen Sie ein Dschungelkind!« ätzend suggerierte. Ihr wird auch der Kommentar von Ulrich Delius von der »Gesellschaft für bedrohte Völker« kaum entgangen sein, der die »Kueglersche romantische Verklärung« der Ureinwohner Westpapuas geißelte, die auf »fatale Weise verdränge, wie es in Westpapua unter indonesischer Kontrolle aussehe« – Dies wissend, stellte Sabine Kuegler ihre Rückreise in den heimatlichen Dschungel deutlich unter das Motto der Aufklärung.
Will heißen, das an Bodenschätzen reiche Westpapua wird seit der Rückgabe durch die holländischen Kolonialmächte von Indonesien beherrscht. Umsiedelung, Vertreibung und Ermordung stellen eine permanente Bedrohung der Ureinwohner – auch der Fayu – dar. Menschen werden ermordet oder verschwinden spurlos, die Abholzung des Regenwaldes übertrifft noch die des Amazonasgebiets. Uns indes geht es wie Sabine Kuegler selbst. Auf den ersten Blick wirkt alles vertraut. Alles, was Dschungelkind zu einem so faszinierenden Bericht gemacht hatte, ist erneut vorhanden. Die schlichte und einfühlsame Sprache, die Schilderung der Begegnung mit alten Freunden, das Gefühl, in der eigentlichen Heimat angekommen zu sein. Und doch hat dieses Idyll in mehrfacher Hinsicht tiefe Risse bekommen. Sabine Kuegler schreibt dagegen an. Wären da nur nicht diese anderen Stimmen, die so gnadenlos im Kopf des Rezensenten dröhnen.
(Ravi Unger, Amazon)
Sabine Kuegler, geboren 1972 in Nepal, wuchs beim Stamm der Fayu in West-Papua auf. Erst im Alter von 17 Jahren verließ sie den Dschungel in Richtung Schweiz. Ihr außergewöhnliches Leben wurde weltweit durch die Bestseller »Das Dschungelkind« und »Der Ruf des Dschungels« bekannt. Sie ist politisch engagiert, weit gereist und lebt heute mit ihrer Familie in der Nähe von München. (Droemer Knaur Verlag)
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