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Als die Finanzkrise ausbrach, galt Peer Steinbrück vielen Bürgern und Bürgerinnen als der Sicherheitsanker der Regierung. Inzwischen sitzt der ehemalige Finanzminister nicht mehr auf der Regierungsbank. Darüber hat er jedoch nicht verlernt, Klartext zu reden.
Peer Steinbrück analysiert schonungslos die Lage und zeigt Wege aus der Krise. Seine Botschaft ist eindeutig: Egal ob es um die Stärkung unserer Wirtschaft, die Stabilität der sozialen Sicherungssysteme oder die Lage der Parteien (insbesondere der SPD) geht: Eine gute Zukunft unseres Landes hängt davon ab, dass Politik und Bürger sich offen eingestehen, welche Schnitte nötig sind, statt Tabus zu pflegen und mit unhaltbaren Versprechungen von den Problemen abzulenken.
Nur wenn sich die Politik von Grund auf wandelt und sich gegen den drohenden Primat der Ökonomie durchsetzt, wird sie die gewaltigen Herausforderungen der Finanz- und Wirtschaftskrise meistern.
Gelingt es uns nicht, den Mut zur Ehrlichkeit aufzubringen, hätte dies unausweichlich negative Folgen für unser Wohlstandsniveau – und damit auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
(Hoffmann und Campe Verlag)
Unser Wohlstand ist in Gefahr, schlägt Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück Alarm. Seine ausführliche Bestandsaufnahme umreißt die jetzige Lage sowie die deutsche Politik der letzten Jahre. Ganz Staatsmann, rekonstruiert Steinbrück die vier Phasen der Finanzkrise von 2007. Ganz Parteipolitiker, verliert der gebürtige Hamburger seine SPD nicht aus den Augen – ebenso nicht, wie Bundestagswahlen gewonnen werden.
Machtpolitisch wird laut Steinbrück künftig China neben den USA den Sitz des Co-Piloten bei der Weltwirtschaft einnehmen. Finanzpolitisch sieht der SPD-Politiker Europa in einer Zwickmühle zwischen Inflation und dem »Kärrnerakt, den Staatshaushalt zu konsolidieren«. Gleichzeitig macht Steinbrück deutlich, warum der Euroraum nur unter strengen Kriterien erweitert werden dürfe.
Zudem erklärt der Finanzexperte, wie der deutsche Sozialstaat gerettet werden könne. Konkret spricht sich Steinbrück für eine Umsatzsteuer auf Transaktionen auf dem Finanzmarkt aus, verteidigt den Kern der Agenda 2010, brandmarkt Integrationsprobleme, fordert eine differenzierte Zuwanderung – und warnt vor der Macht der Rentner.
Unterm Strich ist eine akribische wie gescheite Analyse eines Mannes, der zu Beginn der Finanzkrise im Auge des Orkans stand. Dass Steinbrück auch nur mit Wasser kocht, wird klar, wenn er in der Erstauflage seines Buches von Schweden als Teil der Eurozone spricht, obgleich dort 2010 mit Kronen bezahlt wird. Seiner SPD schreibt Steinbrück ins Stammbuch, wo und wie Mehrheiten zu gewinnen sind. Besonders interessant vor dem Hintergrund, dass der Spiegel Mitte 2010 Steinbrück als aussichtsreichsten SPD-Kanzlerkandidaten ausmachte.
Der Leser erlebt den charismatischen Ex-Minister als überzeugten Europäer, der an die Kombination aus offenen Märkten, sozialer Absicherung, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und ökologischer Verantwortung unerschütterlich festhält. Die große Resonanz auf Steinbrücks Buch »Unterm Strich« zeigt, dass Peer Steinbrück immer noch ein politisches Schwergewicht ist. Bereits sein erstes Werk präsentiert sich als Opus magnum, dessen folgender Schlusssatz auch für eine Buchkritik taugt: »Freiheit und Demokratie mahnen uns: Wenn du dich nicht um uns kümmerst, dann verlassen wir dich.«
(Herwig Slezak, AMAZON)
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