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Peter Rühmkorf, der »größte lebende deutsche Dichter« (Frankfurter Allgemeine Zeitung), präsentiert in seinem Buch »Paradiesvogelschiß« neue Lichtblicke und Gedankenblitze.
Das Alter mag ihn milder gestimmt haben, doch seine Zweifel sind über die Jahre nicht geringer geworden: »Manches wird zierlicher, manches brutaler, allseits genierlicher: Dein Feld wird schmaler. // Früher die ganze Flur Dir zu Belieben, fast eine Furche nur ist dir geblieben.« Als Aufklärer einerseits, berauschender Sensualist andererseits bemisst er die melancholischen Schwankungskurven seiner Existenz in virtuosen Versen, deren witzbewehrte Lebenslust die darin präsenten Sinnfragen erst erträglich macht.
»Also gut. Gebongt. Doch halt, da sind zweifellos noch ein paar Fragen offen und der Dichter uns die Antwort schuldig: Sag, wie hältst du’s mit der Gegenwart?! Was, zum Beispiel, kann ich wissen? Soll ich tun? Was darf ich hoffen? Wo die Leserschaft schon ungeduldig mit den SCARPA-Wanderstiefeln scharrt.« Dichter, wir warten!
(Rowohlt Verlag)
Unter uns ist ein Dichter von höchstem Grade, der von heute, gestern und morgen zugleich ist«, so rühmt ihn Günter Grass. Für sein lyrisches Schaffen hat Peter Rühmkorf Auszeichnungen eingeheimst wie kein anderer lebender deutscher Poet. Sein neuer Gedichtband »Paradiesvogelschiß« bestätigt aufs Heiterste, was einmal über ihn zu lesen war: »Deswegen haben wir ihn so gern, wegen dieses parodistisch ‘halb heroischen, halb nonchalanten Unerheblichkeitstons’, der so kostbar ist«. (Die Zeit)
Benn und Brecht: Vorbilder nein, Orientierungspunkte ja. Welcher deutsche Lyriker der Nachkriegszeit hätte auch an den lyrischen Solitären und politischen Antagonisten Benn und Brecht vorbeigehen können? »Wir sagten damals: Die deutsche Literatur kann nur dort wieder anknüpfen, wo sie von den Nazis abgehackt wurde. Und so kamen wir natürlich auch auf Gottfried Benn.
Bloß dass sein lyrisches Ich uns nicht passte: Da ist – in jedem Gedicht – der verlorene Tropf, der in die Apokalypse oder auch in die Hyazinthen tapst. Wir hingegen, wir wollten das lyrische WIR etablieren.« Oder, wie Rühmkorf es in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung auf den Punkt brachte: »Versuchen, aus dem lyrischen Ich ein gemeinsames Wir für euch und für uns zu machen. Ja, das ist mein eigentliches Evangelium.«
(Rowohlt Verlag)
Peter Rühmkorf, geb. 1929 in Dortmund, studierte von 195158 Germanistik und Psychologie in Hamburg und schrieb ab 1953 schrieb unter Pseudonym für den »studentenkurier« (später »konkret«) die Kolumne »Lyrikschlachthof«. 195863 Verlagslektor, 1964/65 Stipendiat der Villa Massimo in Rom. 1969/70 Gastvorlesungen in den USA, 1985/86 Gastdozent an der Universität Paderborn. Freier Schriftsteller. 1979 Erich-Kästner-Preis, 1980 Bremer Literaturpreis, 1986 Arno Schmidt-Preis, 1987 documenta-Schreiber Kassel.
Peter Rühmkorf war korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR und erhielt 1988 den Heinrich-Heine-Preis (DDR). Ehrendoktor der Universität Gießen 1989. Georg-Büchner-Preis 1993. Sein erster Gedichtband »Irdisches Vergnügen in g« lässt bereits die Virtuosität seiner Wortkunst erkennen: er parodiert, persifliert vorgegebene Gedichtformen, kombiniert so genannte Hochsprache mit Slang und saloppem Umgangsdeutsch, reißt Wörter aus dem gewöhnlichen Kontext und stellt sie in neue Zusammenhänge. Das Raffinement von Rühmkorfs Verssprache ist von keinem seiner Zeitgenossen bisher erreicht.
Was die Publikationsform seiner Werke angeht, bevorzugt Rühmkorf eine Mischform: Seinen Gedichtbänden gibt er Essays bei, die fast immer das Handwerk des Dichters reflektieren. »Walther von der Vogelweide«,»Klopstock und ich« sowie sowie »Strömungslehre I« enthalten wechselseitig sich spiegelnde Gespräche, Briefe, Aufsätze über Dichtkunst, zumal über die Modalitäten der zeitgenössischen Schriftstellerexistenz, dazu eigene Gedichte und im ersten Band auch Gedichte Walthers von der Vogelweide in der Übertragung von Rühmkorf. – »Die Jahre die Ihr kennt« kombiniert autobiografische Reminiszenzen des Autors mit eigenen Rezensionen, politischen Pamphleten und eigenen Gedichten. Seit 1999 erscheint eine Ausgabe seiner Werke. Peter Rühmkorf verstarb am 8. Juni 2008.
(Rowohlt Verlag)
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