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Der 72-jährige August Brill, Ex-Literaturkritiker und Journalist, sitzt morgens um drei in seinem Rollstuhl im dunklen Wohnzimmer. In der Schwebe zwischen Wachen und Schlaf denkt er sich eine Geschichte aus, um seine nächtens überhandnehmenden Sorgen zu verdrängen: Ein Mann erwacht in einem tiefen Erdloch. Wie er hineingekommen ist, weiß er nicht. Zufällig hat er noch seine Brieftasche und versichert sich, dass er Owen Brick heißt und als Zauberer in Queens lebt.
Als ihn bei Tagesanbruch schließlich ein Uniformierter befreit, spricht der ihn jedoch als »Corporal« Brick an und gibt ihm nebst einer geladenen Pistole den Auftrag, sich in die nächste Stadt zu begeben und dort im Auftrag der Sezessionstruppen einen Mann zu erschießen, dessen Tod den seit Jahren tobenden Bürgerkrieg sofort beenden würde. Bürgerkrieg? Man schreibt doch das Jahr 2007, Amerika führt Krieg im Irak, aber einen Bürgerkrieg? Der Soldat starrt Brill an: Krieg im Irak? 9/11? Nein. Er spinne wohl. In Wahrheit hätten sich nach der betrügerischen Wahl im Jahre 2001 diverse Staaten aus der Union verabschiedet, die Folge sei ein blutiger Krieg um die Macht in Amerika. »Mann im Dunkel« ist eine glanzvolle Parabel, künstlerisch gewagt und unerbittlich kritisch.
(Rowohlt Verlag)
Er versetzt immer wieder in Erstaunen, dieser Paul Auster, mit seiner seltsam faszinierenden Art des Erzählens. (Welt am Sonntag)
Die Geschichte in der Geschichte der Geschichte ... Dass er Geschichten erzählen kann, wissen wir Auster-Leser längst, und dafür, dass er sie in raffinierten Verpackungen serviert, lieben wir ihn. Mit seinem jüngsten Roman »Mann im Dunkel« hat Paul Auster mindestens in puncto Konstruktion noch einen draufgelegt.
Da liegt also ein alter Mann schlaflos im Bett und versucht, die langen Stunden der Nacht zu überstehen. Nach einem schweren Unfall wird er von Tochter und Enkelin gepflegt. Man erfährt, dass August Brill, so heißt der Mann, offenbar quälende Erinnerungen von sich fernhalten möchte, die ihn vor allem nachts heimsuchen. Was man jedoch erst sehr viel später und spannungssteigernd fein dosiert erfährt, sind die Gründe für seine Flucht aus der Vergangenheit: Brill hat gerade seine Frau verloren, in seinem Leben aber auch anderen manches Leid zugefügt. Aus Furcht vor dem Aufbrechen alter Wunden lenkt er sich nächtelang mit ausgedachten Geschichten ab.
Einmal nun versetzt er einen gewissen Owen Brick in eine bedrohliche Parallelwelt. Dieser Brick erhält den Befehl, einen ihm gänzlich fremden Menschen zu töten. Der arme Kerl will aber niemanden töten und nur raus aus diesem vermeintlichen Albtraum. »Ich will in mein Leben zurück«, sagt er, was natürlich verrückt ist, wo doch seine beiden Leben dem Kopf des alten Mannes entsprungen sind! Und so verwirrt ihn die Erklärung des Auftraggebers auch nur: »Es gibt viele Welten, und jede von ihnen wird in einer anderen Welt erträumt oder phantasiert oder von jemandem aufgeschrieben. Der alte Mann hat Sie erfunden, damit Sie ihn töten.« Erst dann dürfe er in seine eigene Welt zurückkehren. Und der umzubringende Mann heißt ... August Brill! Brick sagt der Name nichts, aber uns Lesern, und spätestens jetzt beginnt uns der Kopf zu schwirren ...
(Rowohlt Verlag)
Paul Auster wurde am 3. 2.1947 als Nachkomme eingewanderter österreichischer Juden in Newark, New Jersey geboren. Er studierte Anglistik und vergleichende Literaturwissenschaft an der Columbia University New York (B.A. und M.A.) und fuhr danach als Matrose auf einem Öltanker zur See. 197174 lebte er in Frankreich, hauptsächlich in Paris.
Nach seiner Rückkehr in den USA nahm er einen Lehrauftrag an der Columbia University an und arbeitete zusätzlich als Übersetzer französischer Autoren (Blanchot, Bouchet, Dupin, Joubert, Mallarmé, Sartre) sowie als Herausgeber französischer Literatur in amerikanischen Verlagen. Paul Auster lebt in Brooklyn, New York, ist mit der Schriftstellerin Siri Hustvedt verheiratet und hat zwei Kinder. Er erhielt Stipendien der National Endowment for the Arts (1977 für Lyrik, 1983 für Prosa), den France Culture Prix Etranger (1988) und den Morton Dauwen Zabel Award (1990).
(Rowohlt Verlag)
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