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1935 im Hinterland von Liberia ... Barbara Greene (1907-1991), Cousine des berühmten Graham Greene, hat über ihre gemeinsame Westafrika-Expedition im Jahr 1935 eine spannende Erzählung und ein vorzügliches, treffendes Porträt ihres Vetters geschrieben. Trotz der Strapazen des Abenteuers widmete sie sich mit größter, nie erlahmender Aufmerksamkeit dem unerforschten und geheimnisvollen Land, seiner Natur und den Menschen Westafrikas, deren Charaktere, Gebräuche und Ängste sie mit großer Einfühlung und viel Humor beschreibt. Michael Ondaatje zählt das Buch zu den Klassikern der Gattung (in »Lost Classics«).
Zur Neuausgabe unter dem Titel »Too late to turn back« von 1981 schrieb Barbara Greene:
»Fast fünfzig Jahre sind vergangen, seit mein Vater Graham und ich uns ebenso zuversichtlich wie ahnungslos auf den Weg machten, um zu Fuß die Wildnis eines Landes zu durchstreifen, über das wir so gut wie nichts wussten. Liberia war damals im wahrsten Sinne des Wortes terra incognita.
Grahams und mein gemeinsames Abenteuer begann, als wir uns bei der Hochzeit seines Bruders Hugh begegneten, wo wir alle fröhlich Champagner tranken – meiner Erinnerung nach war das im Jahr 1935. Graham hatte seine Reisevorbereitungen für Liberia schon fast abgeschlossen. Reisen in unbekannte, ferne Länder waren damals en vogue, er musste eine Familie ernähren und sein Verlag hatte ihm den Vorschuss für eine neues Buch überwiesen.
Allerdings behagte ihm die Vorstellung, allein zu fahren, gar nicht. Er versuchte, irgend jemanden zum Mitfahren zu überreden, ganz egal wen, und erst, nachdem alle anderen dankend abgelehnt hatten, fragte er mich. Ich sagte spontan ja, obwohl ich eine reichlich unklare Vorstellung davon hatte, wohin es gehen sollte.«
Im Nachwort beschreibt der Sohn von Barbara Greene, die im März 1943 verbotenerweise den deutschen Diplomaten Rudolf Graf Strachwitz heiratete, das Leben seiner englischen Mutter in Deutschland während des Krieges, ihre Verbundenheit mit dem Widerstand, danach in Liechtenstein, Argentinien und als Gattin des deutschen Botschafters beim Vatikan.
Eine »Kurze Geschichte Liberias« über das immer noch geheimnisvolle Hinterland und die Geschichte des Landes trägt der Liberia-Experte Till Blume von der Universität Konstanz bei.
(P. Kirchheim Verlag)
Die junge Barbara Greene, Cousine von Graham Greene, war sofort begeistert von seinem Angebot auf einer Hochzeitsparty, ihn ins Hinterland von Liberia, Westafrika zu begleiten: »Wir mögen ein, zwei Gläser Champagner getrunken haben.« Sie wussten so gut wie nichts über das kleine Land, diesen unerforschten »Negerstaat«, von dem es nicht einmal Karten gab.
Man schiffte sich 1935 mit Sack und Pack nach Freetown/Sierra Leone ein, fuhr mit dem Zug nahe an die liberianische Grenze, heuerte eine Trägermannschaft, Boys und einen Koch an und begab sich in die Wildnis. Der monatelange Fußmarsch ins Unbekannte begann mit einem Zivilisationsschock und wurde schnell zu einer ungeahnten Anstrengung.
Barbara bewunderte die Führungsqualitäten ihres Cousins und seine freundliche, aber bestimmte Art, mit den Trägem umzugehen. Täglich machte sie genaue Notizen, nicht ohne Humor, zum Verlauf der Expedition, zu den Eingeborenen in ihrem Bemühen um Gastlichkeit und ihrem düsteren Geisterglauben – und ihren eigenen Stimmungen, die mit den wachsenden Strapazen schwankten. Verrückten weißen Forschem, Missionaren, aber auch einem jungen Arzt aus Deutschland (mit Hitlerbild an der Wand) begegneten sie und den vielen kleinen Stämmen in unberührten Dörfern, deren Lebendigkeit weder die Armut noch die Krankheit und der Hunger unterdrücken konnten.
Westliche Zivilisation hatte meist noch nicht auf die Menschen und ihr soziales Leben eingewirkt. Erst in Küstennähe erlebten sie die Verheerungen der Zivilisation in gespenstischen, kranken Orten. Trotz der entnervenden Gleichförmigkeit der endlosen Savanne, trotz blutender Füße, Schmutz, Ratten, Ungeziefer und Krankheit erwies sich Barbara Greene als stabiler als ihr Cousin und übernahm zuletzt für ihn die Führung der Karawane. Nirgends sonst wird Graham Greene in seiner Menschlichkeit so gut charakterisiert.
Ein paar Jahre später entstand nach Grahams eigenem Buch über die Unternehmung »Joumey Without Maps« quasi komplementär dazu die Erzählung von Barbara Greene: getragen von Anteilnahme an den Menschen des Landes und an ihrem Cousin, spannend bis zur letzten Zeile.
(P. Kirchheim Verlag)
Pressestimmen zu dem Buch »Im Hinterland« von Barbara Greene:
Es waren die Zeiten, als man von einem halben Hundert Trägem begleitet werden konnte, als Chinin das einzige Mittel gegen die Malaria war und als es – wie im Fall von Liberia – keine Landkarten gab. Barbara Greene, ..., hat eine märchenhafte, einfache Gabe, den eigenartigen Charakter dieses Einmal-im-Leben-Abenteuers mitsamt der eisernen, mürrischen und vielleicht kränklichen Natur ihres Cousins zu evozieren. (Cosmopolitan)
Auf dem langen Marsch nahm Barbara Greene unermüdlich jeden Szenenwechsel und die Unterschiede in den Dörfern wahr. Während so mancher Afrikareisende stumpf vor Erschöpfung, Hitze und Krankheit den Eindruck unaufhörlichen Horrors beschwört, notierte sie immer, wo das Gehen beschwerlich war und wo es durch Vögel oder Wasserfälle verschönert wurde; wo die Hütten von Insekten und Ratten verseucht waren und wo die Frauen stolz auf ihren Hausstand waren. (Spectator)
Die Intensität des Lichts, die Lebensfülle der Vegetation, die Eingeborenen, fast durchwegs gastfreundlich, aber mit düsterem Hintergrund, überzeugten sie bald, dass sie in Europa niemals solche Augenblicke von reiner Schönheit und solchen Frieden hätte finden können. Nach dem ersten Zusammenprall und dem folgenden Abscheu erkannte sie, dass ihr Ausflug mehr als ein Spaß war. (New Chronicle)
Es ist ein Reisebuch mit dem einen Unterschied: Wir erfahren in ihm ebenso viel von ihrem Reisegefährten, ihrem Cousin Graham Greene, wie von dem Urwald, in dem sie unterwegs sind, in Nöten und Gefahren allenthalben, und die scheinbar so gravierend doch nicht sind, weil jede noch so schwierige Situation mit einem Lächeln berichtet wird, das selbst in den finstersten Umständen den Humor behält. (Malta Sunday Times)
Barbara Greene, wurde 1907 als 4. von sechs Kindern des englischen Kaufmanns Edward Greene und seiner deutschen Frau Eva in Sao Paulo, Brasilien, geboren. 1911 kehrte die Familie nach England zurück. Ausbildung als Kinderkrankenschwester. Nach ihrer Rückkehr aus Liberia veröffentlichte sie ihren Reisebericht. 1937 kam sie zum ersten Mal nach Deutschland und lernte den deutschen Diplomaten Rudolf Graf Strachwitz kennen, weswegen sie nach Kriegsausbruch in Deutschland blieb.
Heimliche Heirat 1943 mit Strachwitz, der daraufhin entlassen wurde. Enge Verbindung zum Widerstand. Nach dem Krieg veröffentlichte Barbara Gräfin Strachwitz ein Buch über Liechtenstein (1947) und eine äußerst erfolgreiche Sammlung von Gebeten aller Religionen und wurde als ihr Mann erneut in das Auswärtige Amt eintrat, als deutscher Botschafter beim Heiligen Stuhl, eine engagierte Diplomatenfrau. Barbara Strachwitz lebte nach dem Tod ihres Mannes in München und auf der Insel Gozo/Malta, wo sie ein Hilfswerk für Behinderte gründete. Sie starb 1991 in Starnberg bei München.
(P. Kirchheim Verlag)
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