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Es heißt, das Paradies habe zwischen zwei Flüssen gelegen. Ich meine, das bedeutet: es war nichts als ein schöner Ausschnitt aus dem Ganzen; der Ausschnitt ist notwendig, damit man die Übersicht bekommt. Und die bezweckt: tiefere Einsicht in das Geschehen dieser Welt! Ich sage nicht: Zustand, sondern Geschehen! Und zum Geschehen gehört der Tod! Der Tod gehört mithin zum Paradies.
Als zweiter Band der Ausgabe der Werke von Stefan Andres in Einzelausgaben erscheinen seine Novellen. Diese Erzählungen haben Stefan Andres zu einem beliebten Autor, nicht nur in seiner moselländischen Heimat gemacht. In dem von Hans Wagener herausgegebenen Band »Gäste im Paradies« sind die fünf Erzählungen, die zuerst 1937 veröffentlicht wurden, sowie drei weitere, unbekanntere Novellen zusammengestellt.
Ein großes Thema dieser Erzählungen ist – neben der moselländischen Landschaft – die Schuld. So steht in »Utz, der Nachfahr« ein Brudermord und die Flucht vor der Verantwortung im Mittelpunkt. In »Die unglaubwürdige Reise des Knaben Titus« glaubt niemand einem Jugendlichen, dass er bis ins Heilige Land gereist ist und in dem Moment, in dem er seine Reise beweisen kann, kommt er bei einem Unfall zu Tode.
In der letzten in dem Band »Gäste im Paradies – Moselländische Novellen« enthaltenen Erzählung »Der Mörderbock« aus dem Jahr 1964 sieht man auch erzählerisch eine deutliche Weiterentwicklung. Stefan Andres hat sich von der heimatlichen Thematik entfernt und ist zu einem engagierten Nachkriegsschriftsteller geworden.
(Wallstein Verlag)
In seinen beliebten Novellen zeichnet Stefan Andres ein farbiges Porträt seiner moselländischen Heimat.
Der Band »Gäste im Paradies«, einer der erfolgreichsten von Stefan Andres, hat seinen Ruhm als Dichter seiner moselländischen Heimat begründet. Er enthält die fünf Erzählungen »Die unglaubwürdige Reise des Knaben Titus«, »Die Vermummten«, »Der Menschendieb«, »Gäste im Paradies« und »Der Abbruch ins Dunkle«. Hinzu kommen in dieser Neuausgabe drei weitere – schon lange vergriffene – Novellen: »Utz der Nachfahr« (1936), »Wirtshaus zur weiten Welt« (1943) und »Der Mörderbock« (1962).
Die in den 1930er-Jahren verfassten Novellen wurden 1937 zunächst unter dem Titel »Moselländische Novellen« erstveröffentlicht und 1949 nochmals unter dem Titel »Gäste im Paradies. Moselländische Novellen« publiziert.
Stefan Andres porträtiert in seinen Novellen Land und Leute mit kritischer Sympathie, mit Humor und Ironie; sie erschließen den Trierer Raum als europäische Region. Immer handeln sie von Schuld, Sühne und Selbstbesinnung, von Utopie- und Gesellschaftskritik und sind dabei erstaunlich modern. Die Novellen dokumentieren die literarische und persönliche Entwicklung des Autors vom Dichter mit thematisch heimatlichen Bezügen, der in den dreißiger Jahren Beifall auch von der falschen Seite bekam, zum Schriftsteller mit europäischer Dimension der sechziger Jahre.
Im Anhang des Buchs »Gäste im Paradies – Moselländische Novellen« werden Entstehung und Rezeption des Novellenzyklus dargestellt, das Nachwort bietet darüber hinaus Hinweise zur Interpretation und zeigt die Bedeutung der Novellen im Gesamtwerk von Stefan Andres auf.
Reihentitel: Werke in Einzelausgaben (Hg. von Christopher Andres, Michael Braun, Georg Guntermann, Birgit Lermen, Erwin Rotermund)
(Wallstein Verlag)
Der Autor: Stefan Andres (19061970) gilt als einer der wichtigsten Vertreter der »inneren Emigration« und war nach dem Zweiten Weltkrieg ein vielgelesener Autor. Zu seinen bekanntesten Werken zählen »El Greco malt den Großinquisitor« (1936), »Wir sind Utopia« (1943) und »Der Knabe im Brunnen« (1953).
Der Herausgeber: Hans Wagener, geb. 1940, lehrt Deutsche Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Barock und 20. Jahrhundert an der University of California in Los Angeles.
(Wallstein Verlag)
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