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Ein Postbote, ein Busfahrer, ein Rentner, eine Sachbearbeiterin, ein Architekt: Fünf Menschen, in deren Leben irgendwann mal etwas richtig schiefgegangen ist. Fünf ganz normale Verrückte und ihr ehrgeiziger Arzt, dem die Behandlung langsam aus dem Ruder läuft. Bis die fünf eines Tages ausbrechen ...
In Jan Weilers Roman »Drachensaat« ist nichts so, wie es zunächst scheint – eine unglaublich wüste und irrwitzig packende Geschichte.
(Kindler Verlag)
Es ist schon eine illustre Gruppe, die der Psychiater Dr. Heiner Zens in seiner Villa im idyllischen Südschwarzwald versammelt hat: Bernhard Schade, einst ein gefragter Architekt, dessen spektakulärer Selbstmordversuch bei den Bayreuther Festspielen fälschlicherweise für ein Attentat gehalten wird. Rita Bauernfeind, die Radiofrequenzen nicht nur hören, sondern auch essen kann. Der türkische Busfahrer Ünal Yilmaz, der weder seine synthetische Uniform noch die ständigen Haltewünsche seiner Fahrgäste länger erträgt und einfach mal ohne Zwischenstopp den ganzen Tank leer fährt.
Der Briefträger Arnold März, der, geplagt von Angstpsychosen, nur einen kleinen Teil seiner Briefe zustellen kann und den Rest fein säuberlich in seiner Wohnung aufbewahrt. Und schließlich Benno Tiggelkamp, der sich so an seine Mutti gewöhnt hat, dass er sie auch neun Jahre nach ihrem Tod nicht gehen lassen will. Dr. Zens ist überzeugt davon, dass diese Menschen an einer bislang unbekannten Zivilisationskrankheit leiden. Und dass sie ferner die Vorboten einer neuen Gesellschaftsordnung sind. Er gibt ihnen ihr Selbstvertrauen und ihre Würde zurück. Zu spät bemerkt er, dass sich der Prozess verselbständigt ...
(Kindler Verlag)
Benno Tiggelkamp hat Mist gebaut. Diesmal so richtig. Und ist erwischt worden. Deshalb sitzt er jetzt beim Heiner und soll reden. Benno weiß auch nicht, wozu das gut ist. Aber er wird ja nicht gefragt. Der Psychotherapeut Dr. Heiner Zins glaubt fest an seine Entdeckung einer Zivilisationskrankheit. Deshalb lässt er zu Forschungszwecken sechs schwere Fälle in seine Klinik verlegen. Die Sitzungen des Arztes erzeugen bei den Patienten nicht nur ein bisher ungekanntes Selbstbewusstsein, sondern bald auch den Wunsch nach Ruhm und Anerkennung. Schnell verliert der ehrgeizige Arzt die Kontrolle und kann nicht verhindern, dass die Gruppe ausbricht ... (DHV)
Das idyllisch im Schwarzwald gelegene Haus Unruh ist der Schauplatz einer erstaunlichen Wiedergeburt. Was sich dort unter der Anleitung des – sagen wir – experimentellen Therapeuten Dr. Heiner Zens vollzieht, ist mit revolutionärem Selbstfindungsakt nur unvollkommen beschrieben. Fünf Menschen, tragisch Gescheiterte, traumatisierte Existenzen, von der Gesellschaft ausgemustert und von den Medien als Irre oder Monster stigmatisiert, schlagen zurück ...
Mit seinem Roman »Drachensaat« ist Jan Weiler eine brillante Groteske gelungen, hier mischen sich Slapstick, anarchischer Witz und politischer Ernst. Wie es dem Erfolgsautor von »Maria, ihm schmeckt’s nicht« und »Antonio im Wunderland« gelingt, in diesen Wirbel komisch-absurder Episoden auch noch Fetzen der politischen Debatten der vergangenen Jahre (Terrorismus, Prekariat, Globalisierung, Neidgesellschaft Deutschland etc.) nachhallen zu lassen, ist bestechend. Und ein großes Vergnügen! Dass Jan Weiler unbeirrt Kurs hält bis zum letzten, Rowohlt-selbstreferentiellen Scherz auf Seite 397, liegt auch an der Tragfähigkeit der Romankonstruktion, ihrer Dreiteilung als Erzählung, Prozessbericht und Presseschau.
(Kindler Verlag)
Jan Weiler, 1967 in Düsseldorf geboren, arbeitete zunächst als Texter in der Werbung, absolvierte dann die Deutsche Journalistenschule in München und war viele Jahre Chefredakteur des »Süddeutsche Zeitung Magazins« (gemeinsam mit Dominik Wichmann). Heute lebt er als Autor mit seiner italienischen Frau und seinen zwei Kindern in Ambach bei München. (Kindler Verlag, DHV)
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