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Der kanadische Erfolgsautor Michael Ondaatje (»Der englische Patient«) erzählt in seinem Roman »Divisadero« die Geschichte einer kleinen Gemeinschaft von Außenseitern, die in völlig verschiedenen Welten leben: Die Waisen Anna, Claire und Cooper wachsen gemeinsam auf – doch dann trennen sich ihre Wege ... (buchreport.de)
Am Anfang waren sie immer zu dritt und wuchsen auf wie Geschwister: Anna, deren Mutter bei der Geburt gestorben ist, Claire, die von Annas Vater in Obhut genommen wird, da auch sie ihre Mutter verloren hat, und Cooper, der ganz allein ist – Waisen sie alle. Doch dann verliebt sich Anna in Cooper, und als ihr Vater sie ertappt, schlägt er den Ziehsohn halbtot. Da trennen sich ihre Wege. Cooper wird Profipokerspieler, Anna zieht in den Süden Frankreichs, nur Claire bleibt in der Gegend. Eine Geschichte von Spielern, Waisen und Künstlern, von einer kleinen Gemeinschaft von Außenseitern, die in völlig verschiedenen Welten leben – und davon, dass es in der Liebe, im Leben und in der Familie keine Unschuld geben kann. (Amazon)
Für Claire und Anna ist ihre Mutter Lydia Mendes nur ein Gerücht, »ein Gespenst, das unser Vater nur selten erwähnte«. Nur Cooper, der seit seiner Kindheit auf der Farm im Norden Kaliforniens arbeitet, hat sie gekannt, könnte erzählen von ihr. Aber Cooper, selbst Waise und vom Vater mehr schlecht als recht geduldet, ist ein schweigsamer Mensch. Farmer soll Cooper werden, hat der Vater beschlossen. Aber der liest lieber Bücher über Gold unter dem Gras der Prärie.
Leise aber stetig entwickelt der 64-jährige Schriftsteller Michael Ondaatje (»Der englische Patient«) seine verwaisten Figuren, ihre verzweifelten Konstellationen und Schicksale. Auf der Suche nach dem privaten Glück verliebt sich die einsame Anna in Cooper. Als der Vater hinter die Liaison kommt, prügelt er Cooper auf brutalste Art und Weise vom Hof. Statt als Goldsucher wird er sich später als Profi-Pokerspieler verdingen. Anna geht nach Südfrankreich; allein Claire bleibt daheim, wo sich ihr Weg mit dem von Cooper nochmals kreuzt. Außenseiter und Getriebene, verlorene Seelen sie alle, getragen und verknüpft nur durch den melancholischen Tonfall von Ondaatjes grandioser Erzählung »Divisadero«.
»Wir begriffen, dass seine Schweigsamkeit nicht aus einem Wunsch nach Alleinsein herrührte, sondern aus Unsicherheit gegenüber den Wörtern«, heißt es in »Divisadero« über Cooper. »Gewandt war er in der Welt materieller Dinge, in der er uns beschützte. Aber in der Welt der Sprache war er unser Schüler.« In der Welt der Sprache, möchte man sagen, ist Ondaatje der uneingeschränkte Meister. So jedenfalls, wie er in »Divisadero« mit Wörtern seine Figuren und ihre Beziehungen entwickelt, macht ihm so leicht niemand etwas vor.
(Isa Gerck, Literaturanzeiger.de)
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