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Mit leichter Feder entwirft Büchner-Preisträger Martin Mosebach in seinem neuen Buch »Der Mond und das Mädchen« zugleich ein ironisches Großstadtbild und eine doppelbödige Liebesgeschichte: In einem etwas heruntergekommenen Frankfurter Gründerzeithaus wird ein junges Paar mit seltsamen Vorgängen konfrontiert. (buchreport.de)
»Der Mond und das Mädchen« – ein Sommernachtstraum mitten im steineren Frankfurt. Die mädchenhafte Ina und ihr junger Ehemann Hans sind ein strahlendes junges Paar. Hans hat eine brillante Bankkarriere begonnen, und umso unbegreiflicher ist es, wie sehr er sich in der neuen Wohnung vergriffen hat: Hinter dem Hauptbahnhof an einer lauten Straße steht dies übriggebliebene Gründerzeithaus, dem man nicht ansieht, wie seltsam es in ihm zugeht. Denn dort findet sich allnächtlich im brütend heißen Hof unter dem großen Sommermond jener fatale Kreis um den marokkanischen Hausmeister zusammen ...
Ein verlorener Ehering und die verhexten Trinkgelage im Mondlicht zwischen Schnellimbiss und Autowaschanlage – ein Roman von schwebender Komik und Melancholie vor dem Hintergrund des nächtlichen Bahnhofsviertels. »Der Mond und das Mädchen« ist ein federleicht und spielerisch erzählter Roman, ironisches Großstadtbild und doppelbödige Liebesgeschichte zugleich.
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Hans kann sich glücklich schätzen, und das tut er auch. So glücklich schätzt er sich, dass er, gerade ins Berufsleben eingetaucht und frisch vermählt, in Abwesenheit seiner bezaubernden Gattin Ina eine etwas schäbige Wohnung im Frankfurter Bahnhofsviertel mietet. Dann findet die entsetzte Ina im Schlafzimmer eine tote Taube. Ein Ehering geht verloren, die Mitbewohner entpuppen sich als Zauberwesen, ein Besäufnis gerät zum Hexentanz. Und auch die Wirrungen der Verführungskunst stellen das junge Glück auf eine harte Probe ...
Es gibt einen recht unscheinbaren, aber entlarvenden Satz in »Der Mond und das Mädchen« des Büchner-Preisträgers Martin Mosebach. Er kommt recht unauffällig daher, ist aber symptomatisch für des Autors Schreibkonzept. Er lautet: »Ich heiße Despina Mahmoudi«, sagte sie, als sei das der erste Satz aus einem bedeutenden Roman des neunzehnten Jahrhunderts, und das war er vielleicht auch. In diesen Worten steckt das ganze Dilemma des Romans – und sein eigentümlicher Reiz.
Denn »Der Mond und das Mädchen« versucht tatsächlich, ein bedeutender Roman aus längst vergangenen Zeiten zu sein, auch wenn er in der Jetztzeit spielt: »Der Mond und das Mädchen« ist ein Buch, das schon im Erscheinungsjahr die etwas angestaubte Aura des Klassikers verströmen soll. Längst verklungene und auf der Liste der bedrohten Wörter stehende Wendungen bringt uns Mosebach dabei ans Ohr. »Angelegentlich« schreibt er im Buch, und »blümerant«. Das Telefon heißt »Telephon«, als wäre die Entwicklung der Rechtschreibung am Apparat vorbeigegangen, das Handy »Telephon in seiner Brusttasche«. Fast scheint es, als habe der Autor vorm 21. Jahrhundert, seinen Befindlich- und Begrifflichkeiten Angst.
Trotzdem: Martin Mosebachs Stil verklärt die Gegenwart auf zauberische Weise. Und der Umstand, dass sich das Buch auch als Hommage an Shakespeares Sommernachtstraum verstehen lässt – eine Hommage zudem, deren Bezüge zu entschlüsseln Freude macht –, gibt der Geschichte einen sonderbaren Charme. »Der Mond und das Mädchen« ist wohl kein großer, bedeutender Roman, der es zum Klassiker bringen wird. Aber er gibt seinem Leser Seite für Seite die Illusion, einer zu sein. Und das ist mehr, als die meisten anderen Bücher der neueren Literatur versprechen könnten.
(Thomas Köster, Literaturanzeiger.de)
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