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»Vera Drake« von Mike Leigh wurde 2004 auf der »Biennale Cinema di Venezia«, den Internationalen Filmfestspielen von Venedig, mit dem »Goldenen Löwen« ausgezeichnet.
»Vera Drake« ist ein emotionales Drama um eine Hausfrau und Mutter, die als Engelmacherin im London des Jahres 1950 illegale Abtreibungen vornimmt und in die Mühlen der Justiz gerät. (Blickpunkt:Film)
Liebevoll um Mann, Kinder und die kranke Mutter kümmert sich Vera Drake, arbeitet in einer Fabrik und putzt noch nebenbei. Was niemand weiß: Sie nimmt illegale Abtreibungen vor, ohne einen Penny zu verlangen. Als ein Mädchen nach einer dieser »Operationen« fast stirbt, dauert es nicht mehr lange bis zur Verhaftung. (Amazon)
London 1950. Vera Drake lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Reihenhaus. Überall beliebt arbeitet sie als Putzfrau, kümmert sich um den kranken Nachbarn, die alte Mutter und findet nebenbei sogar noch für ihre schüchterne Tochter einen Mann. Und dann geht Vera noch einer Nebenbeschäftigung nach, von der die Familie nichts weiß: Sie hilft verzweifelten Frauen bei ungewollten Schwangerschaften. Als eine Abtreibung misslingt, kommt Ms. Drakes Tätigkeit ans Licht – und die Polizei klopft an die Türe. (VideoMarkt)
Neben Ken Loach ist Mike Leigh das Gewissen des britischen Films. In seinen Arbeiten prangert er (meist) soziale Ungerechtigkeiten an, versteht es dabei aber auch immer, intelligent zu unterhalten. So auch in dem Drama »Vera Drake« um ein moralisches Dilemma, um die Auswüchse der Armut und die Unerbittlichkeit des Gesetzes. Klug und hintersinnig geht Leigh vor. Er wertet nicht, urteilt nicht – er zeigt nur, führt mit glänzendem Ensemble, aus dem Imelda Staunton als Titelheldin herausragt, vor. »Vera Drake« ist Kino mit Anspruch – vom Feinsten! (VideoWoche)
»Vera Drake« wurde von Kritik und Publikum sehr gut aufgenommen. Der Film erhielt zahlreiche Preise und das nicht ganz unverdient, handelt es sich hier doch um ein still vorgeführtes Drama, das vor allem von der Darstellung von Imelda Staunton lebt, die es schafft, erst die Stärke von Vera Drake zu zeigen, was ihr Wechsel zum Häuflein Elend am Ende umso bedrückender geraten lässt. Sicherlich kein Film der lauten Töne, aber ein sehenswerter Film. Fazit: »Vera Drake« ist ein empfehlenswertes Drama. (Movieman.de)
Die Jury unter Regisseur John Boorman und Kritik waren sich einig: Der »Goldene Löwe« konnte nur an einen gehen, an den Engländer Mike Leigh für sein emotionales Drama »Vera Drake«. Der Konstruktivist erzählt von einer einfachen Hausfrau und Mutter, die als Engelmacherin im London des Jahres 1950 illegale Abtreibungen vornimmt und in die Mühlen der Justiz gerät. Pikant: Die Prämierung gilt auch als Ohrfeige für die Konkurrenz in Cannes, die den Film als Wettbewerbsbeitrag abgelehnt hatte.
»All or nothing« hieß Mike Leighs letzter Film. Und wie immer geht es auch in seinem neuen Werk um alles oder Nichts. Vera Drake, eine unscheinbare Hausfrau um die 45, kümmert sich liebevoll um Mann, Kinder und die kranke Mutter, arbeitet in der Fabrik und putzt noch nebenbei, führt eine erfüllte Ehe und strahlt trotz des grauen Alltags gute Laune aus. Was niemand weiß: Sie nimmt illegale Abtreibungen vor. Im Gegensatz zu Chabrols geldgieriger Isabelle Huppert in »Eine Frauensache« ist Vera Drake (Coppa Volpi für Imelda Staunton) eine naive Altruistin, die Mädchen in Not hilft, ohne einen Penny zu verlangen (sie weiß nicht, dass ihre Freundin, die ihr Schwangere schickt, bei denen abkassiert). Als ein Mädchen nach einer dieser »Operationen« fast stirbt, dauert es nicht mehr lange bis zur Verhaftung.
Die Figuren sind – wie immer beim Repräsentanten des britischen Sozialrealismus – lebensechte Menschen voller Widersprüche. Sechs Monate probte und improvisierte Leigh mit seinen wunderbaren Schauspielern, schweißte sie zu einem starken Ensemble zusammen. Der Brite besticht durch Genauigkeit der Milieuschilderung und akribische Detailversessenheit. Da stimmt alles, von der Kleidung über Farbgebung, Einrichtung und Tapeten bis hin zur atmosphärischen Lichtsetzung, mit der Kameramann Dick Pope das Kammerspielartige unterstreicht.
»Vera Drake« ist weniger innovativ als konventionell in der Machart, aber dafür überzeugend im Gefühl. Leigh wertet nicht moralisch oder trieft vor Mitleid, sondern prangert die Zweiteilung einer scheinheiligen Gesellschaft an. Diejenigen mit Geld dürfen nach einer pro-forma-Prüfung durch den Psychiater in einer Klinik legal und unter hygienischen Verhältnissen abtreiben, die ohne auf dem Handtuch Seifenlauge in sich reinpumpen lassen. Leigh erspart uns das Prozedere nicht. Und auch nicht die schmerzend langen Einstellungen auf die Frau, die sich nicht verteidigen kann und an der ein Exempel statuiert wird – Klassen- und Männerjustiz. Gegenpol zu diesen Härten bilden immer wieder Szenen des Familienlebens, die intakte Ehe-Beziehung, kleine Alltagsfreuden. »Vera Drake« kommt ohne Betroffenheitsgetue aus, ist in seiner stillen Radikalität einfach nur zutiefst menschlich. »Vera Drake« ist eine rare und kostbare Qualität, die ein Arthouse-Publikum schätzen sollte.
(Blickpunkt:Film)
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