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»Nachmittag« – ein fragmentarisches Familienporträt. Drei Sommertage in einer Villa am See. Fünf Menschen, die an sich selbst verzweifeln. Quälende Langeweile, hilfloses Schweigen und lähmende Schwermut: »Es ist eine große Müdigkeit, und du bist wie ein Stein darin« Angela Schanelec (»Plätze in Städten«) verzichtet bewusst auf konventionelle Erzählmuster, um die Emotionen der Zuschauer nicht zu manipulieren. So isoliert wie die von Tschechows Theaterstück »Die Möwe« inspirierten Personen wirken auch Einstellungen des Films. Die Kamera ist oft ganz nah bei den Figuren, doch ihre Konflikte und Beziehungen bleiben unscharf. »Nachmittag« ist ein verstörender, brüchiger Film. Ein Wagnis. Und eine Provokation. (Cinema)
Die Hauptfiguren der »Möwe« von Anton Tschechow, heute, hier, an drei schönen, heillosen Sommernachmittagen.
Angela Schanelec über ihren Film: »Nachmittag« ist in Anlehnung an die »Möwe« geschrieben. Es gab das Stück, bzw. was das Stück für mich bedeutet, was meine Erinnerung daraus gemacht hat. Die Mutter, der Sohn, der ältere Bruder. Das Mädchen. Der Geliebte. Das Haus, der See und der Sommer. Bei Anton Tschechow vergehen mehr als zwei Jahre, aber um es überhaupt fassen zu können, dachte ich: nur ein Nachmittag. Deshalb der Titel. Zuletzt ging es schnell, drei Tage im Sommer, das Ende einer Familie, von der nur noch ein Rest existiert. Am meisten dachte ich an das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn, diese Art oder Abart der Liebe, die aneinander vorbei ins Leere läuft, bis man sich verdirbt. Und die unsagbare Vorstellung der Schuld, die daraus entsteht. Das Mädchen, Konstantins Freundin, tauchte eher am Rand auf, aber sie wurde immer wichtiger, weil es ohne Hoffnung offensichtlich nicht geht. Ich hab sie einfach reden lassen, es war merkwürdig, ihr zuzusehen, wie sie sich leerredet und was sie damit auslöst. Ich glaube, in unserer Gesellschaft entsteht der Mensch erst durch sein Gegenüber. Er entsteht im Spiegel des Anderen, und je nach dem, wer dieser Andere ist, wird er schön oder hässlich. Wir sind angewiesen auf diesen Anderen, wir hängen ab von seinem Blick, von seiner Hand.
(Peripher Filmverleih)
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