Auf dem Weg nach Mordor sind Frodo (Elijah Wood) und Sam (Sean Astin), verfolgt von Gollum (Andy Serkis). Merry (Dominic Monaghan) und Pippin (Billy Boyd) entkommen den Fängen der Orks und begegnen den wunderlichen Ents, die sie bis zu Sarumans Turm Orthanc begleiten, den sie zerstören. Aragorn (Viggo Mortensen), Legolas (Orlando Bloom) und Gimli (John Rhys-Davies) treffen am Rande des Fangorn-Waldes wieder auf Gandalf (Ian McKellen) ...
»Ein Film, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden«, oder hieß es nicht eher: »Ein Buch, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden«?; Nein, das war es auch nicht. Das mit dem Knechten übernimmt in »Der Herr der Ringe« nämlich der Ring und nicht das Buch oder der Film.
Und trotzdem, ähnlich dem einen Ring des titelgebenden »Herrn der Ringe«, hat es der Oxforder Literaturprofessor John Ronald Reuel Tolkien mit seinem dreibändigen Epos geschafft – seit seiner erstmaligen Publikation im Jahr 1954 – weltweit über 50 Millionen Leser an sein Werk zu binden. Keinem anderen ist es gelungen, eine derartig komplexe, lebendig wirkende Welt mit ihren Völkern, Ländern und einer in sich geschlossenen Geschichte, ja mit einer wirklich eigenen Identität zu schaffen wie Tolkien.
Schwer zu sagen, was das Faszinierendste an den Geschehnissen Mittelerdes ist. Und so sollte es an dieser Stelle genügen festzuhalten, dass das Buch in den Köpfen vieler Fans ein reges Eigenleben entfaltet und zahllose Epigonen gefunden hat. Die Liste derer, deren Filme und Bücher vom Herrn der Ringe beeinflusst wurde, ist sehr lang. Wollte man es verknappt ausdrücken, dann lässt sich Der Herr der Ringe mühelos als Mutter – pardon – Herr eines gesamten Genres bezeichnen: des Fantasy.
Die Knechtschaft des Rings geht weiter – und wie! Nach der fulminanten Ouvertüre von »Die Gefährten« legt Regisseur Peter Jackson mit »Der Herr der Ringe – Die zwei Türme« nach: mehr Orks, mehr Aufmärsche, mehr Düsternis, Ents, Gollum, geflügelte Nazgul, Olifanten und eine Schlacht um Helms Klamm, die es in sich hat. Viele, viele Fragen stellten sich Tolkiens Jünger nach der hervorragenden Umsetzung des ersten Teils von Der Herr der Ringe: Würde es Peter Jackson schaffen, die Brillanz von Die Gefährten wenigstens zu halten? Wie sehen die Ents aus? Wie Gollum? Und was würde er ändern? Fragen über Fragen, auf die es endlich eine Antwort gibt.
Die Wege der Gefährten haben sich durch Sarumans Uruk-Hai getrennt. Nachdem Frodo und Sam nun allein den schicksalshaften Weg nach Mordor eingeschlagen haben, heften sich Aragorn, Legolas und Gimli auf die Fährte der gen Isengart flüchtenden Orks. Immerhin befinden sich die unglücklichen Hobbits Pippin und Merry in deren Klauen. Und die wollen die Drei wiederhaben.
Während Frodo und Sam mit fast physisch spürbarer Mühe Gollum einfangen und zu ihrem Führer machen, treffen Aragorn, Legolas und Gimli wieder auf den dem Balrog – der Rückblick Gandalfs auf seinen Kampf mit dem Balrog ist nur einer der glücklicherweise zahlreichen großartigen Momente des Films – entronnenen Zauberer, reiten nach Rohan und begleiten den vom Einfluss Sarumans befreiten König Theoden in die Schlacht um Helms Klamm. Da obendrein nun auch Sauron seine zahlreichen Truppen sammelt, ist eines gewiss: Die Schlacht um Mittelerde hat endgültig begonnen. Und Frodo? Der bedauernswerte Hobbit spürt den Einfluss des Rings immer deutlicher, was zu immer größeren Konflikten führt.
Naturgemäß ist der Mittelteil einer Geschichte immer der am schwierigsten umzusetzende Part. Fäden müssen weitergeführt, Charaktere weiterentwickelt oder gar neu eingeführt werden. Drehbuchautorin Fran Walsh sei Dank konnte Peter Jackson all diese Klippen meisterhaft umschiffen. Mit Bernhard Hill als Theoden von Rohan, Miranda Otto als dessen Nichte Eowyn, David Wenham als Faramir von Gondor und natürlich Brad Dourif alias Grima Schlangenzunge, beweist das neuseeländische Dream-Team einmal mehr ein exzellentes Händchen in Sachen Besetzung.
Doch die eigentlichen Stars, das sind die, die direkt aus dem Computer stammen und von den Fans wohl am gespanntesten erwartet wurden: die Ents, die geflügelten Nazgul und natürlich Gollum. Was die Ents anbelangt, so darf gesagt werden, dass die Baumhirten sehr imposant und glaubwürdig in Szene gesetzt wurden. Dass gerade ihr Part extrem verkürzt und partiell geändert wurde, kann bedauert werden. Aber der Zwang, »Die Zwei Türme« in der Kinofassung für drei Stunden kompatibel zu machen, hat hier sichtlich sein Opfer gefordert.
Aber für Gollum und die Nazgul möchte man den Regisseur sowie den Konzeptkünstler Alan Lee einfach küssen. Allein Gollum wirkt für sich und in der Interaktion mit anderen dermaßen real, dass man irgendwann wirklich aufhört, ihn als virtuelles Wesen wahrzunehmen. Und dann diese Schlacht! Ein gutes Viertel nimmt sie in der Handlung ein. Jede Minute davon ist es wert. Ohne in allzu große Übertreibungen ausbrechen zu wollen: Die Schlacht von Helms Klamm sieht genau so aus wie die Schlacht von Helms Klamm aussehen muss. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Das Fazit? »Der Herr der Ringe – Die zwei Türme« ist trotz oder gerade wegen der teilweise recht deutlichen Änderungen gegenüber der literarischen Vorlage – auf die der Spannung halber nicht weiter eingegangen wird – in sich konsistent. Notwendigerweise noch monumentaler und düsterer als Die Gefährten schafft es Jackson grandios, den Wendepunkt einer Welt zu porträtieren, deren Zukunft im Untergang begraben zu liegen scheint. Nun, Peter, jetzt warten wir auf das Finale furioso!
(AMAZON)
|