|
|
Kaum ein anderer hat unser Verständnis vom Dritten Reich so sehr geprägt wie Joachim C. Fest. Seine Biografien zu Adolf Hitler und Albert Speer oder seine Annäherungen an die letzten Tage im Führerbunker erreichten weltweit ein Millionenpublikum – doch wie hat er selbst, der Zeitgeschichtler des Jahrgangs 1926, den Nationalsozialismus, den Krieg und das besiegte Deutschland erfahren?
Mit »Ich nicht«, der Autobiografie seiner Kindheit und Jugend, gewährt Joachim C. Fest erstmals umfassenden Einblick in sein unmittelbares Erleben der dunklen Jahre. Ob er das katholische Elternhaus im Berliner Vorort Karlshorst schildert, das frühe Berufsverbot des Vaters, den eigenen Schulverweis – ob »Tante Dollys« Einführungen in die Opernwelt Berlins oder die Lebensklugheiten des großen Bruders, die Lektüre während des Wehrdienstes oder den siebentägigen Fluchtversuch aus amerikanischer Gefangenschaft in einer Holzkiste: es sind die längst überfälligen Angaben zur eigenen Person eines geborenen Beobachters.
(Rowohlt Verlag)
Er hätte, so hat Joachim C. Fest in einem seiner letzten Interviews gesagt, gern noch zehn oder fünfzehn Jahre mehr Zeit gehabt, um noch das ein oder andere der Bücher zu schreiben, die er schon seit Jahren im Kopf hatte. Doch schon vor Fertigstellung seiner Kindheits- und Jugenderinnerungen wusste er, dass dies sein definitiv letztes Buch sein würde.
Tatsächlich ist er wenige Tage bevor es in den Handel kam, am 11. September 2006, gestorben. Mit »Ich nicht« hat Fest nicht nur hinter sein Werk einen würdigen Schlusspunkt, sondern auch seinem Vater ein Denkmal gesetzt, der ihn durch das Vorbild seines von den Lockungen wie Drohungen des Nationalsozialismus unanfechtbaren Charakters gegen jede Ideologie immunisierte.
Als der Sohn sich später daran machte, sich in einer großen biografischen Studie ausführlich mit Adolf Hitler zu beschäftigen, war der Vater davon allerdings erst einmal gar nicht begeistert: Dieser Hitler sei für einen ernsthaften Historiker doch kein Thema, befand er. Darin freilich irrte er. Mit seiner Hitler-Biografie setzte Joachim Fest einen wichtigen Meilenstein – sie gehört bis heute zu den Standardwerken über den Nationalsozialismus.
Bei der Besprechung von Sachbüchern und Biografien wird der Fokus aus guten Gründen in aller Regel vor allem auf den Inhalt gelegt. Wie seine anderen Bücher aber glänzt auch Ich nicht nicht zuletzt auch durch eine selten gewordene sprachliche Virtuosität – die werden wir vermissen!
(Andreas Vierecke, Amazon)
» Amazon-Direktlinks: Alle Infos zu
Joachim C. Fest und
Ich nicht – Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend
bei Amazon.de ansehen.
|